Dreilaendereck / Jetzt in der Schweiz
Liebe Blog LeserInnen,
inzwischen bin ich in er Schweiz, in Basel, angekommen. Stefan habe ich nicht mehr getroffen?! Hatte aber schon seit vorgestern das Gefuehl, das wir uns nicht mehr begegnen werden auf der Tour.
Meine netten Gastgeber, Rene und Daniela, haben mich zu einem Pausentag eingeladen, den ich mit leckerem Fruehstueck mit den beiden begonnen habe.
Dreilaendereck
Aus dem Schwarzwald kommend hatte ich vorgestern meinen Weg Richtung Rhein gelenkt und war in dem kleinen Oertchen Maerkt bei Christa und Friedrich untergekommen, beides sehr interessierte Russlandreisende und -begeisterte. Der Ort hatte mich angezogen, wie ich jetzt annehme, besonders wegen der Ereignisse am naechsten Tag, also gestern. Friedrich hat uns einen ganz besonderen Roesti in der Pfanne gemacht, zusammen mit selbst eingemachten Tomaten und Salat. Die Machart des Roesti habe ich jetzt in mein Kochrepertuar aufgenommen und werde es spaetestens wenn ich im Juli wieder zu hause bin, in diversen Variationen nachmachen. Hmmmm und lecker.
Am naechsten Morgen verliess ich dann gegen 7 Uhr das Haus und begab mich erst mal zur Schleuse, die einen Weg nach Frankreich darstellt. Zurueck nach Deutschland, nach einem kurzen Minifruehstueck mit Knaeckebrot und Apfelsaft auf der Bank.
Die naechste deutsch-franzoesische Verbindung stellt die Palmrainbruecke dar und ist die letzte Verbindung fuer Autos von Deutschland nach Frankreich. Die schweizerische Grenze ist von der Autobruecke etwa 200 Meter suedlich (Dort gibt es eine Fussgaengerbruecke). In fast der Mitte der Bruecke angekommen schaute ich in den Rhein und begann zu singen. Toene die Erde und Herz miteinander verbinden. Hinter mir staute sich der Verkehr fast bis in die Mitte der Bruecke Richtung deutscher Seite. Ich fragte mich, wann und ob die Autos wohl hinter mir zum Stehen kommen. Mit Spannung habe ich frueher das Entstehen eines Staus beobachtet und irgendwie erinnerte ich mich hier daran und beobachtete die Situation mit Interesse. Die ganze Zeit sang ich weiter.
Das Toenen fuehre ich gerne beim Pilgern durch, vor allem zur Heilung, hier fuer diesen Grenzort. Wenig vorher hatte ich ein Denkmal gesehen, an denen Soldaten gedacht wurde, die sich bei der Schlacht am Rhein umgebracht haben.
Ich beobachtete weiter, dass die Autofahrer wenig Abstand hielten und manchmal gefaehrlich in die Bremsen gehen mussten. Hier war ich mehr der Beobachter und lenkte meine Gedanken nicht dahin gehend, dass vielleicht mehr Achtsamkeit entstehen konnte. (Dies aus der Sichtweise von hinterher). Schliesslich kam es dann tatsaechlich zu einem Unfall auf der Bruecke, direkt in meiner Hoehe, vielleicht 10 Meter von mir entfernt krachte ein franzoesischer Fahrer auf einen davor fahrenden Wagen. Die Wucht war so gross, dass ein dritter Wagen beteiligt wurde, weil das 2. Auto auf den 3. geschoben wurde. Die Fahrerin des 2. Autos wurde erst mal nicht verletzt, nehme an dass sie heute eine Halskrause traegt (Schleudertrauma). Die ganze Zeit sang ich weiter.
Die Polizei kam dazu, spaeter der Abschleppwagen. Ich beobachtete den gesamten Hergang, vom Aufprall bis zum Abschleppen des letzten Autos. Das dauerte etwa 1 1/2 Stunden. Die ganze Zeit habe ich gesungen.
Nach dem Unfall veraenderte sich der Gesang erst nicht, immer noch Erd-Herzverbindung, dann langsam, fast unmerklich wechseld zwischen Erd-Herz zu Herz-Himmelverbindung.
Die Schuldfrage hier beim Unfall war eindeutig und doch tauchten da noch mehr Varianten auf, die mit dem Dreilaendereck und den drei Laendern zu tun hatten und mit dem Beobachter (koennte hier auch ggf. stellvertretend fuer die Schweiz stehen.) Ich fragte mich, als Beobachter, trage ich evtl. hier ein Mitschuld? Insofern, dass ich keine besseren Gedanken in die Welt – hier beim Entstehen des Staus zu den Verkehrsteilnehmern geschickt habe?
In meinem unteren Bauch spuerte ich das Gefuehl der Schuld und sang weiter. Haette der Unfall durch andere Gedanken vermieden werden koennen? Schliesslich landete ich bei der „Schuld“, die hier noch aus dem 2. Weltkrieg oder davor haengengeblieben ist und besang, bearbeitete diese Thematik. Alle moeglichen persoenlichen und nicht persoenlichen Ebenen von Schuld kamen hier zum Vorschein.
Hatten sich diese Unfallbeteiligten fuer eine Thematik zur Verfuegung gestellt?
Schliesslich – ich sang natuerlich immer noch weiter – wurde mir folgendes bewusst. Dieser Unfall hat weitreichende Auswirkungen im Sinne des Interseins. Erst einmal kamen Gedanken zu mir, wie hoch wohl der Schaden ist, vielleicht 20.000 Euro. Wie lange muss ein Mensch arbeiten, oder halt diese 3 Beteiligten, um den Schaden wieder ersetzen zu koennen.
Dann. Wer ist alles beteiligt an der Beseitigung der Schaeden, der Wiederinstandsetzung und dem Ereignis ueberhaupt. Erst einmal die Polizei, der Abschleppdienst, die Reparaturwerkstaetten, die Versicherungen. Dann auch all die Menschen, mit denen jetzt die Unfallbeteiligten ueber das Ereignis reden werden, die Angehoerigen, die Menschen, mit denen neue Termine gemacht werden muessen (geplatzte Verabredungen)…….
Um die Reparatur durchzufuehren, muessen neue Teile bestellt, gefertigt, produziert werden. Diese Teile bestehen aus Materialien, die irgendwo auf dem Planeten aus der Erde geborgen werden muessen. Diese Materialien und Gegenstaende werden transportiert…… Unzaehlige Menschen sind daran beteiligt und diese wohnen wiederum an unterschiedlichsten Orten und Laendern auf dieser Erde. Mir wurde bewusst, wieviele, wie unglaublich viele Menschen daran beteiligt sind, dass diese Autos wieder fahrbar werden, bzw. durch neue ersetzt werden.
Und heute waren hier mindestens 500 oder mehr Menschen daran beteiligt bzw. involviert, weil sie durch einen Stau an diesem Unfall verlangsamt wurden. Vielleicht kamen dadurch wieder einige spaeter zu ihren Verabredungen……
Der Abschleppdienst hatte inzwischen ein wenig aufgerauemt, es lagen aber immer noch recht viele Scherben auf der Strasse. Ich fragte mich schon, ob es so bleiben sollte. Ja, da saeuberten, fegten die Abschleppleute die Stelle noch mal. Es sah aus, ob hier Lichtstaub, Sternenstaub auf der Strasse zusammengefegt wurde. Dieser Moment erschien mir fast als Heilig, heilend, sichtbarmachend des Heilprozesses auf der Bruecke. – Naeher am Dreilaendereck haette der Unfall nicht passieren koennen.
Als alle weg waren und sich der Stau aufgeloest hatte, begab ich mich in den franzoesischen Grenzort Huningue. Mein Ziel war die dortige Kirche, wo ich sofort von dem Kirchenpraesidenten empfangen wurde, der die Renovierung der Kirche geleitet hatte. An diesem Tag wollte der Architekt nochmals vorbeikommen und Bilder machen. Der Kirchenpraesident sagte mir. „Es ist jetzt alles fertig – vollstaendig renoviert“. (Hat er dies uebertragen fuer die Grenze gesagt)
Dann ging ich auf die Dreilaenderbruecke (nur fuer Fussgaenger) und warf einen Stein in den Rhein, errichtete eine Lichtsaeule und eine Verbindung zum Lichttempel Angeln.
In Basel angekommen, gab es erst einmal, nach dem ereignisreichen Morgen Erholung auf einer Parkbank am Rhein incl. Nickerchen in fast schon vorsommerlicher Sonne.
Pilgernd
Thomas
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