Vom Iran zurueck nach Armenien
Lieber Freunde!
hat jetzt doch nen Tag laenger gedauert….
Aber hier bin ich……..
Ich fang mal bei der aktuellen Situation an. Schon 6 Tage bin ich hier, im Sueden von Armenien, Kapan. Als ich hier ankam, am Morgen des 10.4. um 5:45, hab ich tatsaechlich gedacht, dass ich hier 2-3 Tage bleibe, einen Freund hier besuche und dann sofort nach Erevan fahre.
Am Empfang dieses Hotels, hier war ich schon 3 mal, beginnt das uebliche Spiel. Das Zimmer soll 10.000 Dram (20 Euro) kosten. Ich bekunde, dass ich nicht soviel Geld habe (insgesamt) also bekomme ich nach ein paar Sekunden 7.000 Dram angeboten. Da ich hier schon fuer 5.000 Dram gewohnt habe, warte ich noch eine Weile, ja da ist die Loesung, es geht fuer 5.000 Dram. Ein Einzelzimmer ist nicht frei, so staune ich, als ich hinter die Tuer des Zimmers 608 schaue. Das sind 3 Raeume!!! Kleiner Balkon ist auch dabei und von meinem Bett kann ich morgens den wunderbaren schneebedeckten 3.400 Meter Berg sehen.
Es ist erstaunlich, was sich da an Entspannungskapazitaet, oder sollte ich besser sagen, an Entspannungsebenen da auftun, in dem Sinne, dass so viele Ebenen entspannt werden wollen. Ist die eine Schicht entspannt, kommt die andere hervor und tut ihr Ansinnen kund, ruft, ‚ich auch‘. Und ich staune.
Und hier muss ich, wenn ich etwas tiefer schaue, feststellen oder vermuten, dass einige der Ebenen, vielleicht das letzte Mal oder vorletzte Mal nicht durchentspannt waren. Ich erinnere mich, im September letzten Jahren, sass ich quasi in Tiflis fest, in der georgischen Hauptstadt und konnte nicht weiter, dann nach der Durchquerung von Armenien hatte ich diese 8 Wochen Pause noetig. Und alle diese 3 Laender, Georgien, Armenien und Iran, sie haben es alle in sich. Neben den vielen wunderbaren Dingen arbeitet so viel ………
Ich kann es nur wage beschreiben. Aber ich bin als Friedenspilger unterwegs, und neben den aeusseren kulturellen Andersartigkeiten, wirkt ES durch mich hindurch – und erschoepft mich – oft unmerklich.
So macht mich gestern Elisabeth telefonisch darauf aufmerksam, ‚dass wir gar nicht wissen, was ich/ES bewirken darf‘ wie ES wirkt (hier ist gemeint, auf einer sprituellen Ebene)‘ – und ich fuehle mich sehr verstanden und gesehen. Elisabeth dankt mir fuer meine Arbeit. Etwas tief in mir resoniert mit ihrer Aussage und beruehrt mich.
Im Aussen/Innen war es in Georgien vielleicht der Ueberfall, teils; in Armenien die Armut; im Iran die kulturelle Andersartigkeit. Im Iran bin ich ueberall so willkommen gewesen, und ich trage eine tiefe Dankbarkeit in mir. Gleichzeitig habe ich oft keine Moeglichkeit gefunden, mich genug um mich zu kuemmern, sei es frueh schlafen zu gehen (es gibt einfach fast immer Programm bis Mitternacht), regelmaessig zu meditieren (oft wird in einem Raum geschlafen, oft erst gegen 22 Uhr oder spaeter gegessen). Der Koerper/Seele/Geist Kosmos baut dann verschiedene Schichten auf, teils als Schutz, teils energetisch, auch um genuegend Energie fuer die danach kommenden Aktivitaeten zu haben. Und irgendwann ist dann genug – und wenn ihr den blog verfolgt habt, wisst ihr, dass ich in den letzten Wochen dann manchmal mit Aerger reagiert habe. Das ist ein auch ein Zeichen, dass es einfach voll ist.
Jetzt stehe ich da, in dieser Situation in Kapan, weiss nicht, soll ich noch laenger hier bleiben, und alles durcharbeiten, durchentspannen…… oder ist es sinnvoller, erst mal nach Erevan zu fahren, eben dort ankommen, da in das Dorf, dass ich will, und eben dort alles durch….. wirken. (Mein Geist wird bei dem vielen Entspannungsbedarf auch schon mal ungeduldig)
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Rueckblick
Schliesslich hatte ich mich entschieden. Den Bus nach Armenien. Ein Datum festgelegt.
Schliesslich am 9.4. am Nachmittag ging es los.
Ich bestieg den Bus, voellig ueberrascht, dass es sich um so einen SuperLuxus Bus handelt.
Nur 28 Sitze, 3 Sitze in einer Reihe, und so ein riesiger Fussraum.
Kurz nachdem ich mich positioniert hatte, 1. Reihe, setzt sich Millat zu mir.
Ein Student, 25, der weiter in der USA studieren will. Weil es keine amerikanische Botschaft seit 36 Jahren im Iran gibt, muss er sich nach Erevan begeben, dort vorsprechen. Er zeigt mir seine Dokumente. Er hat ein Stipendium fuer ein Jahr (33.000 Dollar) und das Vorsprechen/Interview in Erevan hat nochmal 350 Dollar gekostet. Erst denke ich, ‚ich haette gerne meine Ruhe‘, doch im Laufe der naechsten Stunden stellt sich heraus:
Millat verkoerpert die gebuendelte spirituelle Abschieds- und Dankesenergie vom Iran, die mir durch ihn zuteil wird. Er ist Mathematiker und Chemiker, und wir begegnen uns da, wo Naturwissenschaft und Spiritualitaet mehr und mehr feststellen, dass wir alle eins sind, das es keine Trennung gibt, dass alles miteinander verwoben ist…… Diese Dankesenergie vom Iran puscht mich, unser spirituelles HerzVerstehen macht mich hellwach. Es ist wunderbar, mit Millat gemeinsam zu sein und es durch uns fliessen zu lassen.
Zum Abschied hab ich mir ueberlegt, all die guten Freunde, die ich in den letzten Monaten kennenlernen durfte durch eine AbschiedsSMS zu begluecken. Welch wunderbarste Gastfreundschaft der Iran lebt, so viele offene Menschen hab ich getroffen, oft war ich soooo erstaunt. All das schwingt in mir…. So gerne haette ich noch ein paar dieser Menschen wiedergetroffen, faehrt doch der Bus genau die 1.000 km Route, die ich vorher gegangen bin. So wird alles noch mal mehr wach, was hier in den letzten 90 Tagen geschehen ist.
Und dann kommen ein paar Rueckmeldungen, die mich einfach sprachlos machen, mich total beruehren:
– Da ist Mosem mit seiner Familie aus Marand. Als er erfaehrt, ich fahre quasi bei ihm vor der Haustuere vorbei, will er mich unbedingt noch mal einladen, mich dann am naechsten Tag persoenlich zur Grenze bringen.
Und er schreibt: Die schoenste Nachricht des Neuen (iranischen) Jahres war, dass ich es bis nach Teheran geschafft habe.
– Und Sohail, 20, schreibt, schon, als er erfuhr, das ich einen Bus buche. Thomas, warum kommst du nicht? Ich/Wir warten hier auf dich. Warum kommst du nicht vorbei? Spaeter schreibt er: Thomas, du hast mein Denken und mein Leben veraendert, ich bin dir so dankbar……
Schliesslich rufe ich ihn an, lade ihn nach Armenien ein. Es stellt sich heraus, er wuerde es sooo gerne machen, aber er hat noch keinen Militaerdienst im Iran abgeleistet – und vorher gibt es keinen Pass. Vielleicht wird es ja was zum Beginn meiner Rueckkehr naechstes Jahr im Fruehling – und vielleicht hat er sogar Zeit, mit mir zu Laufen.
………
Von all dem und von noch viel mehr bin ich so beruehrt, auch von meinem letzten Gastgeber Reza und seiner ganzen gastfreundlichen Verwandtschaft, so beruehrt und energetisiert, von so viel Liebesbezeugungen …… und und und, dass die Worte nur ein Hauch von dem ist, was ich in meinem Herzen trage.
Grenze
Fuer Millat ist es die erste Reise ins Ausland. Nach der iranischen Kontrolle geht es ueber einen Grenzfluss, zusammen mit einer Chinesin. Selfies werden hier gemacht, der erste Schritt im Ausland muss dokumentiert werden…… Wir haben Spass. Die Luft kommt mir so frisch vor, und gar kein Autolaerm, meine Ohren sind begeistert. All die anderen aus unserem Bus sind uns schon voraus. Der Bus wird extra gecheckt.
Durch die armenische Kontrolle. Die Chinesin muss 5 Euro Gebuehr bezahlen. Ich komm einfach mit nem Stempel rein, keine Fee. Und Millat muss ein Formular ausfuellen, 10 Dollar bezahlen. Und sein ganzes Gepaeck wird durchsucht. Das dauert etwa ne halbe Stunde.
Wir 3 kommen am Ausgangstrakt an. Kein Bus. Keine anderen Reisenden. Wir spekulieren, ob der Bus vielleicht schon weg ist????
Nach weiteren 30-45 Minuten kommen die anderen Iraner in die Halle. Alle sind aufs uebelste, alle in extra Raeumen, gefilzt worden und alle sind dermassen geschockt. Ich fuehle mich genoetigt, mich bei ihnen zu entschuldigen. Der Bus kommt dann schliesslich auch an, wie jede Nacht hat das Durchsuchen des Busses 2 Stunden gedauert.
Keine Ahnung wer fuer diese Prozedur verantwortlich ist, sind es nur die Armenier, oder haben die Russen, die auch an der Grenze (am Fluss) ein kleines Poestchen haben, hier auch etwas zu sagen. Auf jeden Fall ist es eine Schande. Diese netten Iraner – ist es wirklich noetig – solch ein Vorgehen???
Millat ist geschockt, wie hier die Haeuser in der Nacht wirken, welche einfachen Autos viele Armenier fahren, er kriegt Kopfschmerzen und hat Angst, das ihm in diesem Land niemand helfen wird…. Ich kann ihn nur etwas beruhigen – und verlasse ja auch viel frueher den Bus.
Zum Voll Sein
Ehrlicherweise muss ich hier selbstkritisch eingestehen, dass nicht nur das kulturelle und die Andersartigkeit und das Programm bis Mitternacht, und das spaete Essen dazu beigetragen hat, dass ich mich so voll fuehle.
Ich hab auch, wegen Gastfreundschaft, und weil das Nachtmahl manchmal meine erste Mahlzeit nach dem Fruehstueck war, dann viel gegessen. Obst, Nuesse gab es zwischendrin. Mit einem vollen Bauch kann ich dann auch nicht wirklich meditieren. Und den hab ich dann auch noch am naechsten Morgen, kann ich auch nicht richtig meditieren.
Ein Kreislauf (Erschoepfung und Fuelle) der schwer zu durchbrechen war.
Auch wenn ich dann ganz selbststaendig kochen konnte, konnte ich mich nicht so einfach aus dem Rhythmus verabschieden.
(Insgesamt hatte ich zwischendrin 4 Wochen gefastet. Das war auch nicht so einfach, hab ich aber durchgezogen. Mit einer Einschraenkung, dass ich nur Fruechte gegessen habe – das waer sonst fuer die Iraner nicht zu verkraften gewesen, gar nix anbieten zu koennen. Allerdings konnte ich die Ausnahme auch nicht loslassen, wenn ich mal alleine war. Besonderes Highlight waren dieses Jahr getrocknete Maulbeeren. Die haben recht viel FruchtZucker. Rueckblickend hab mich mich damit wahrscheinlich oft ueber meine Grenzen gepuscht.)
Mal wieder ein langer Artikel, sorry – oder auch gut.
Hoffe, es macht euch Spass, dies zu lesen.
Herz
Thomas
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