Tabriz/Kozeh Konan

Liebe Freunde,
heute morgen verabschiede ich mich von Mehdi (gleich mehr) werde per Bus zu einem Internetcafe gebracht. Keine Minute spaeter, nachdem ich den Bus verlassen habe, spricht mich ein Mann aus einem Auto an, er ist der Onkel Asis, von Pouya und Vater von Nima (auch gleich mehr), hat gestern ein Foto von mir gesehen, mich erkannt, und ich soll einsteigen. Ich ergebe mich…… Pouya und Nima und dessen Bruder Naime (Profi Fussballer) werden informiert und erwarten mich kurze Zeit spaeter, bringen mich zur Kunst-Uni von Teheran, Besichtigung, dann zu einem Internetcafe. Die zweite freundliche ‚Entfuehrung‘ dieser Tage. Werde wieder abgeholt, Essen gehen und relaxen bei der Familie. Heute morgen bringt mich Pouya noch zu der blauen Moschee, besichtigen wir gemeinsam, kurze Meditation dort. Abschied.

Ich entscheide mich noch einen weiteren Tag zu bleiben, ohne Familienbesuch. (allerdings krieg ich per Telefon, nachdem die ’nette Bande‘ herausfindet, dass ich noch einen Tag bleiben werde, sofort wieder ein Quartier vermittelt) Ich muss einfach mal fuer mich sein. Die Besuche sind wunderschoen, und auch intensiv, da ist auch mal Verdauen angesagt.

Die ‚erste Entfuehrung‘ startete direkt nach dem Bericht des letzten Artikels. Mehdi hatte mich gefunden, ein Freund von Yadollah, den ich etwa 80 km von hier kennengelernt hatte. Erst fahren wir zu seiner Schwester am anderen Ende der Stadt (Tabriz hat etwa 2 Mio Einwohner), netter angefuellter Abend dort.
Am naechsten Morgen lass ich mich ueberreden, in seine Heimatstaedtchen zu kommen, diverse Taxis, Bus, kurzer Aufenthalt mit Basarbesuch in Shabestar (nebenbei zufaellig TV Interview), dann noch nen Taxi nach Kozeh Konan. Ankunft bei Mehdis (23) Familie. Vater und Mutter warten schon, aber im Laufe des Abends finden sich noch etwa 15 andere Familienmitglieder und Verwandte ein, es hat sich herumgesprochen.
Allerdings hat Mehdi andere Plaene, es folgen zwei Abendenglischklassenbesuche. Alle sind so interessiert, einen Touristen und Friedenspilger zu treffen und stellen meist interessante Fragen, und es entstehen bis ins spirituelle Gespraeche. Ich lerne, das die Englischkurse zur Zeit einen Boom haben, sie sind Hilfe mit Anderen, eben Touristen, zu sprechen, irgendwie den Horizont zu oeffnen und sich darueber hinaus fuer mehr…. zu oeffnen.
Ploetzlich wird der 2. Klassenbesuch unterbrochen, ein Offizieller kontrolliert oder ist angekuendigt, und die verbotenerweise gemischte Klasse, muss schnell den Raum verlassen. Um eine geschlechtsgemischte Klasse zu fuehren, braucht es hier eine Genehmigung, die das Englischinstitut nicht hat……
Mehdi und seine Freunde versammeln sich vor dem Gebaeude, es regnet bei 3 Grad und kurze Zeit spaeter sitzen wir alle in einem Versicherungsbuero und unterhalten uns weiter. Kurze Zeit spaeter geht es in eine Baeckerei in Kozeh Konan, Treffpunkt der jungen Erwachsenen, Diskussionsplatz, fast konspirativ……… und toll.
…………

Am naechsten Morgen erwartet und das naechste Abenteuer, von Mehdi, Pouya, Sohail und Nima geplant (alles Studenten) Es geht zum Buergermeister, der noch nicht mal ein Jahr im Amt ist und vieles im Staedtchen vorhat. So wird gerade ein recht grosser Park mit kleinen Staudamm fuer die Pflanzenversorgung angelegt. Hier ist es meist sehr sehr trocken. Er kriegt einen Origami Friedenvogel von mir gebastelt, der einen Ehrenplatz im ebenfalls geplanten Museum kriegen soll. In Kozeh Konan find er Widerstand gegen den Mongolenfeldzug an, damals 75.000 Einwohner, alle starben, jetzt sind es 4.000 Einwohner (deshalb offensichtlich Stadtrechte)
Ich hab die Aufgabe, mit meinen Begleitern herauszufinden, was gut waere fuer die Stadt, was gebraucht wird, wir sollen morgen wiederkommen und berichten.
Unser Weg fuehrt uns ueber eine Toepferei (von vielen) zu einer Quelle. Ebenfalls wurde die vor ein paar Monaten umfasst und gestalten, etwas ungemuetlich, aber immerhin. Und ich mache die 4 darauf aufmerksam, dass das so mit der Attraktion der Stadt nix werden kann, wenn hier ueberall Muell rumliegt und Bauschutt abgeladen wird. Wir starten einen spontane Muellsammelaktion, allerdings es gibt keinen Muelleimer, geschweige einen Container. Die 4 sind nun so motiviert, wir besuchen den im Bau befindlichen neuen Park und landen dann wieder beim Buergermeister. Dieser sagt umgehende Hilfe zu, gestern sollten schon die Muellcontainer dort sein, so dass gesammelt werden kann. Die Klicke hat nun soviele tolle Ideen, traegt sie vor und ist erfreut nun junge motivierte Menschen im Rathaus zu haben.
Eine Kampagne zur Verschoenrung des Ortes soll ins Leben gerufen werden, die 4 sind die Motivatoren….
Toll

Abends folgen wieder zwei Englischklassen in einer anderen Stadt, ein Familienbesuch mit Abendessen danach.
Zurueck nach Tabriz am naechsten Tag, noch eine Englischklasse und etwas Sightseeing, wieder eine Uebernachtung bei der Schwester und dann die schon berichtete ‚2. Entfuehrung‘!!!

Ich bin immer noch erfuellt von den so liebevollen Herzbegegnungen mit diesen Studenten und allem drumherum.
Und weiterhin froh, im Iran zu sein. Fuehle mich ‚fast‘ zu Hause, zu Hause auf jeden Fall mit dem Herzen.
Und Tabriz und besonders Kozah Konan liebe ich nun auch.

Uebrigens: Nach jeder Begegnung gibt es Fotos, machmal Fotosessions, weil ja schliesslich jeder mit jedem in jeder moeglichen Konstellation mit mir auf einem Foto sein will. Wer mich kennt, weiss, wie gerne ich das mag 🙂 Ich uebe mich ………

Und morgen soll es dann wirklich weitergehen. Richtung Osten.
Alles Liebe
Thomas

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PS: Aus einem Land das ich hier nicht nenne :-), kommt die frohe Kunde, Dancing for Peace, siehe facebook https://www.facebook.com/events/760325840718654/?fref=ts  und soll direkt vor der Neuwahl in entsprechendem Land im Nahen Osten stattfinden. Auch im Iran soll nach dem Willen der Organisatoren getanzt werden – das aber ist in der Oeffentlichkeit nicht erlaubt (Als ein Video in Teheran zu ‚Happiness is the truth‘ abgedreht wurde, kam die Polizei) 

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