Im Iran angekommen
Liebe Freunde,
gerade ist etwas sehr aussergewoehnliches passiert.
Ich sitze in einem kleinen Buero, wo mich der Inhaber Behnam (bedeutet ‚Guter Mann‘) eingeladen hat, seinen Computer zu benutzen.
Nach ein paar Minuten kommt eine nette junge Frau, Aresu, (bedeutet Wunsch) in den Laden, ist ganz aufgeregt. Sie wurde von Behnam angerufen und ist unglaublich an dem Friedenspilgerprojekt interessiert. Sie laedt mich sogar auf einen Tee ein.
Da bin ich aber ueberrascht. Wie kann das sein – im Iran.
Sie sagt: Ich solle nicht vorverurteilen. Toll!!!!!!!
(Sie sagt, sie haette mich sogar eingeladen, aber sie hat wohl nur ein paar ganz wenige Quadratmeter Wohnraum – ist aber nicht scheu, mich als Mann in ihre Wohnung zu lassen)
Also, mit ihr bin ich in einer Stunde verabredet. Und bis dahin muss dieser Artikel fertig sein. Da bin ich richtig gefordert, die Essenz aus meinen Voraufzeichnungen herauszupressen.
Wir haben Winter.
Hier ist es nachts bis -12 Grad kalt.
Und das Gehen in den Sandalen ist trotzdem fein.
Meisst scheint uebertags die Sonne, so dass es in der Sonne sogar recht waermend ist.
Uebertags mache ich sozusagen keine Pause, gehe meist erst gegen 10 Uhr oder gar etwas spaeter los und versuche, spaetestens um 17 Uhr irgendwo anzukommen. Klappt auch meistens.
Hilfreich ist es, dass das Licht jeden Tag laenger da ist, das ist regelrecht aufbauend.
Die ersten 2 Tage ging ich direkt an der armenisch, spaeter azerbaijanischen/iranischen Grenze lang, gen Westen – Schlucht, Berge, dann bin ich vorgestern links abgebogen, endlich mehr oder weniger in die richtige Richtung. Das hat gut getan. Allerdings ging es einen Berg hinauf, auf einer wenig befahrenen Strasse. Ich kam mir ein wenig wie in der Arktis vor, das Licht wurde im Sonnenuntergang ganz orange, rosa, violett, naja, es war nicht wirklich so kalt wie dort, aber immerhin doch bis -10 Grad. Bewusst war mir die Temperatur nicht, ich schwitzte sogar.
Im Ort Daran hat mich dann Jeffer ganz herzlich aufgenommen und in der Sommerresidenz seines Cousins einquartiert. Hier wird alles mit Gas beheizt, manchmal ueberheizt. Es ist ein wenig erstaunlich, hab ich doch in Armenien so viele Haeuser erlebt, in denen gespart werden muss, manchmal keine Heizung da ist, oder eben ein Miniluefter die Temperatur anhebt.
Ja, nach einigen Tagen hab ich begriffen, komme ich irgendwo an, muss ich nicht befuerchten, in einem kalten Raum zu naechtigen. Das scheint es hier nicht zu geben.
Gestern traf ich in HadiShahr schon am Eingang des Staedtchens, den etwa 25jaehrigen Reza, der mich sofort eingeladen hat, auch gerne 2 Tage zu bleiben. Er musste noch einiges erledigen, wollte dann spaeter wieder anrufen. Tatsaechlich trafen wir uns dann nochmal. Er erkundigte, was er zu essen machen solle und fuhr einkaufen. Eine Stunde spaeter dann die grosse Ernuechterung fuer ihn (und wirklich auch schade fuer mich) Da gab es ein Problem in der Familie.
Das ist mir jetzt schon das 2. mal passiert. Es scheint damit zusammenzuhaengen, das Besuch in dem Haus, in dem dann auch die Frauen wohnen, etwas schwierig ist. Aus kulturell, religioesen Gruenden. Maenner/Frauen. Und die Iraner sind grundsaetzlich ein sehr hilfsgereites gastfreundliches Land…..
Die jungen Maenner heiraten wohl meistens auch nicht bevor sie 30 sind, meistens Frauen, die dann um die 25 Jahre alt sind.
So eine tolle Herzbegegnung mit Reza, umsomehr schade.
Wir haben dann noch ein paar mal hin und her sms’t, so dass er auch wusste, dass es mir gut ging, und ich ihm seine Bedauern und Schuld nehmen konnte, das er sein Versprechen nicht einhalten konnte.
Zwischenzeitlich hatte ich dann aber noch ein paar andere wirklich nette Maenner getroffen, Sattar, Bezad, Yadallah, Ali, Mohammad, alle im ‚vorHeiratsAlter‘. Und wie hilfsbereit die waren. Allerdings gab es dann wieder ein Problem, eben weil das naechtigen in den Familien so seine Tuecken hat – in eben dieser Kultur (Aber irgendwo werden diese ‚Huerden‘ sicher auch noch fallen.) Ali arbeitet bei der Aras Industrial Free Zone, was so eine Art Freihandelszone ist, noch im Aufbau und ich wurde dann von dieser staatlichen Stelle (hab gerade kein besseres Wort) fuer 2 Naechte in ein Appartmenthotel eingeladen. Alle Mann haben sich allerbestens um mich gekuemmert, mich dorthin gefahren (12 km), einquartiert, Essen besorgt, Yadallah hat dann noch 2 Uebersetzungen nach Farsi fuer mich gemacht, bis 2 Uhr nachts. Sattar ist eine Stunde spaeter noch mal auf nen Besuch aufgetaucht, mit seinem nur 3 Jahre juengeren Neffen.
Und mit allen hatte ich so wunderbare tiefe, spirituelle Gespraeche, und dazu das Verstehen auf einer spirituellen reifen Ebene. Und es waren auch wichtige und tolle Fragen dabei………..
Heute morgen dann tauchte Yadallah auf, um mich zu dem Headquarter der Aras Industrial Free Zone zu begleiten. Ich werde offiziell als Friedensbotschafter begruesst und wir sitzen wieder bei tiefem Austausch mit Herz zusammen. Es wird fuer meine Arbeit gedankt und alles wertgeschaetzt, Impulse entgegengenommen.
Schliesslich gibt es noch ein Interview mit 2 Fernsehsendern, einer ein nationaler, der andere sendet in tuerkischsprachigen Laendern (in dieser Gegend wird auch azerbaijanisch-tuerkisch gesprochen)
Hier und da gibt es eine gewisse Wertschaetzung fuer Hitler, und da gab es gestern auch einen aelteren Mann, der hat geweint, als er sich daran erinnerte, wie die Deutschen von den Amerikanern und Russen besiegt wurde. Sowas hab ich noch nie erlebt. Echtes Mitgefuehl.
Reza meldet sich gerade nochmal, wir werden morgen zusammen fruehstuecken. 🙂
So, die Zeit ist gleich rum. Hab vor ein paar Tagen meine neue Telefonnummer rumgesimst, ist aber wohl nirgends angekommen.
Wir experimentieren weiter mit der Kommunikation und deren Tuecken, die es von hier aus geben soll.
Meine neue Telefonnummer fuer SMS +98-9148137412
Alles Alles Liebe
Thomas
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