Was so los ist und war

Hab heute mein Iran Visum erhalten. Gueltigkeit 30 Tage ab Einreise, zweifach verlaengerbar, jeweils um 30 Tage, macht 3 Monate – von benoetigten 8 Monaten. Angeblich ist Ausreise nach 3 Monaten zwingend, Rueckkehr ist nach weiteren 6 Monaten moeglich.
Kosten sind nochmal dafuer explodiert, sonst haette ich eine weitere Woche warten muessen, insgesamt mit Vorantrag online, einer nutzlosen Krankenvers. (muesste ich bar in Iran zahlen und koennte dann einen Antrag auf Rueckerstattung in Armenien stellen) und den Nebenkosten 155 Euro!!!! Toll abkassiert.
Ja, mit sowas muss ich mich beschaeftigen, und all den evtl. ReisestreckenAlternativen oder wie am besten kreativ mit der ganzen Situation umgehen.

Heute wieder herrlichen Blick auf den Ararat – suuuuuper!!! Und bestimmt 100 km weit zu einer tuerkischen Bergkette. Ebenfalls gut im Blick die Sicht nach Norden, etwa 40 km weit. Alle Berge ab etwa 2500 Metern mit schnee beweisst.

Ausserdem Eva und Michael kennengelernt, zwei Spiries, 🙂 und Paearchen aus Schweiz/Deutschland.

Hab mich in einem Hostel niedergelassen, wieder einmal ausnahmsweise.
Gestern und morgen Klassikkonzerte, das geniesse ich im Opernhaus. Da kostet uebrigens der Sitzplatz, den ich gewaehlt habe nur 3000 armenische Dram, gleich 6 Euro. Das ist mir wichtig, wenn ich in einer Stadt bin, Musikgenuss, das ist etwas, das ich wirklich vermisse.
Mittwoch, 22.10. gehe ich weiter.

Die Armenier tun mir nach wie vor richtig gut. Da schwingt so etwas aus ihren Seelen, das ist schoen, einfach (im Sinne von das es irgendwie selbstverstaendlich ist) und ruhig.

Es gibt wieder etliche kleine Geschichten zu erzaehlen, zahlreich zahlreich.
Nach Vanadzor  landete ich bei einer soooooo netten Familie. Obwohl niemand von uns die andere Sprache verstand, haben wir uns per Gestik, malen, basteln…. mindestens 3 Stunden ohne Unterbrechung allerbestens unterhalten. Eine arme Bauernfamilie, der Innenhof vollgeschissen von Kuehen, Ziegen, Huehnern …. und es hatte in der Nacht etwas geregnet. Das Plumsklo hinterm Haus ist schon fast zusammengefallen – wundere mich eh machmal ueber den Toilettenzustand im allgemeinen, sieht halt manchmal so aus, als wuerden die schon mehrere Jahre nicht mehr benutzt –  aber ein orderntlicher Familienhaufen zeugt davon, dass auch aktuell die Entleerung noch funktioniert.

Meine Bergueberquerung am naechsten Tag lasse ich mal, riesiger Nebel, und da weiss ich nicht, ob ich den Weg finden wuerde. Spaeter stellt sich heraus, dass es ein wunderbarer sonniger Tag werden wird, nach all den kalten und nasskalten Tagen, ja der zurueckliegenden Woche um Vanadzor herum.
Ich entschliesse mich, die Bahnlinie entlang zu gehen. Leute weissen mich darauf hin, dass ich durch einen Tunnel muss. O.k. das liebe ich nicht besonders, weil es in einem Tunnel immer so ohrenbetaeubend laut wird, und die Vorstellung, dass da ein Zug an mir vorbeifaehrt….. aber ich kann mich darauf einstellen. Ich frage schnell nach, wie lang denn dieser Tunnel ist und hoere eine mich erstaunende Antwort: 3 km. Uppps!!!! Durch einen Fluss muss ich waten, nein, ich finde noch eine kleine improvisierte Bruecke, ueber die ich balanciere. Und ….. am Tunneleingang gibt es ein Waechterhaeusschen werde ich aufgehalten. Da habe ich nicht mit gerechnet. Ich darf nicht durch. Ich warte noch ein bisschen…. doch, der Waerter hat Erbarmen mit mir. In 2 Stunden soll ein Zug kommen, danach darf ich – und gaaaanz nebenbei erfahre ich, dass der Tunnel 8!!!!! km lang ist. Uuuuuhhhhh….. das ist eine Herausforderung. Dafuer brauche ich auf den Gleisen knappe 3 Stunden – mit Taschenlampe – im Berg.
Ein Freund oder anderer Waerter erscheint, wir trinken Kaffee….. und etwa zu der Zeit, wo der Zug kommen sollte, fragt er mich, wo ich denn uebernachten wolle? Haeh????
Letztendlich darf ich nicht durch den Tunnel – muss einen Umweg nehmen, ueber den Berg ist fuer 13 Uhr auch zu spaet (25km) und gehe in Richtung Dilijan.

Unterwegs treffe ich Adrian, einen jungen Deutschen, Lehrer, der gerade sein Abendtraining per Fahrrad absolviert, bergauf, bergab. Am naechsten Tag soll in Dilijan eine neue internationale Schule vom Praesidenten Armeniens eingeweiht werden.  http://www.dilijanschool.org/en/home        Sicherheitsvorkehrungen sind im Gange!!!
Dort kann ich aber nicht verweilen, lande in einem privaten kalten Loch. Hier gibt es einige schmutzige Betten, heruntergekommene Kueche, ein oddes Bad, allerdings mit einer warmen Dusche (oooooohhhh, unter der ich jedoch beim Duschen friere, kommt auch nicht gerade sooo viel Wasser raus). Typische Arbeiterunterkuenfte ohne jeglichen Komfort, die ich schon aus so vielen Laendern kenne – und die bringen dann neben ihrer Arbeit keine Energie ein, irgendetwas schoen, komfortabel, sauber…. zu machen. Ich kann es irgendwie verstehen, und auch nicht. Mit ein paar schmutzigen Decken mache ich es mir dort bequem und schlafe bis fast 9 Uhr am naechsten Morgen, vorher kann ich eh nicht aufstehen, das ist mir zuuuuu kalt.

Ich gehe bis zur Ortsmitte, wo es mich gen Norden zieht. Da ich das nicht will, kann ja nicht nur Umwege gehen, mache ich erst mal Pause, trinke Kaffee, Gebaeck, sitze herum und schliesslich einen Tee. Da treffe ich Ivan, einen Schweiz/Kroaten, der mit seiner Frau jetzt in Yerevan lebt und 2 Cafes betreibt. Er beklagt Korruption und nennt zwei Beispiele:
Kommt ein Gesetzeshueter in sein Cafe und bemaengelt eine Lampe. Die sei nicht gesetzeskonform. Haaaaeehh? Seine Anwaeltin wird eingeschaltet.
Kommt ein Steuerpruefer unangemeldet, will die Buecher pruefen…. die Anwaeltin wird eingeschaltet. Und sowas passiert wieder und wieder. Gerne wird dafuer mal so schlaffe 120 Dollar kassiert, damit es keine weiteren Schwierigkeiten gibt – obwohl man sich nicht zu Schulden hat kommen lassen.
Dank der Anwaeltin kommen jetzt die Korruptionsprofitierer nicht mehr so haeufig…. zeigt Wirkung.
Und bezahlt haben sie die ganze Zeit nix. Aber die Anwaeltin kostet halt auch. Deshalb will das Paar bald weiter auswandern, z.B. Singapur koennte ein gutes Ziel sein.
Das Recht kann verschieden ausgelegt werden, und das ist so gewollt, sagt er, so wie in Russland (und Armenien ist anders als Georgien mit Russland mehr verbandelt.) Man kann immer jemandem was anhaengen, wenn man will.
Und so nebenbei meint er: Der 2. Tunnelwaerter wollte bestimmt auch ein bisschen Schmiergeld haben…. aber diese Spielchen mache ich auch nicht mit. Hatte ich auch schon etwas vermutet, obwohl sie keinerlei Andeutungen gemacht haben.
Ivan hilft mir, mich zu entscheiden, und ich gehe weiter Richtung Sueden.

Da kommt dann der naechste Tunnel, allerdings ein Autotunnel, auf 2000 Meter Hoehe. 2,3 km lang. Davor und dahinter ein Waerter. Wollen mich auch erst nicht durchlassen. Nasskalter Nebel, dann doch! Beide Waerter haben einen gruenen Daumen und ihre Wachstation mit sooooo vielen Pflanzen begruent, talentiert und unwirklich, fast wie nen Gewaechshaus. Auf der anderen Seite des Tunnels allerdings ist es vorbei mit den Baeumen im Herbstlicht, da ist es kahl, sowas wie Steppe, fast Wueste. Bei dem suedlichen Tunnenwaerter erlebe ich das Fussballspiel Armenien-Serbien, eine Abendmahlzeit, die auf ein paar Heizspiralen erhitzt wird, die gleichzeitig als eine bescheidene Heizung benutzt wird. Keine zweite Decke, er verfrachtet mich um in ein allerdings diesmal gepflegtes neueres Arbeiterquartier, mit Decke und kalter Waschgelegenheit.

Der Sevan Lake auf 1.900 Metern Hoehe, 80km lang, so gross wie der Bodensee, ist schon was ziemlich besonderes, ein Juwel, im Sommer von den vielen Hitzegeplagten Yerevanern umlagert. Ich besuche ein nah gelegenes Kirchlein und einen tollen Ausblick. Mondsteine gibt es hier im? See, das behaupten zumindest die Souvenierverkaeufer. Ich lande abends in einer Surfschule und werde nach einer wunderbaren Geburtstagsfeier mit so gutem auch vegetarischen Essen, und anschliessendem Doku-Interview von dem Geburtstagskind fuer ihr Studium in einer der Baracken einquartiert, die nach dem herrlichen Wetter so wunderbar aufgewaermt ist, im Laufe der Nacht aber ihre ganze Waerme verliert und sich quasi an die Aussentemperatur von gefuehlten 5 Grad anpasst. Ich schnattere mir in der 2. Nachthaelfte trotz dreier Decken einen ab. In Embryostellung ‚ueberlebe‘ ich die Nacht 🙂 und freue mich ueber die Sonnenstrahlen am naechsten Morgen – und der See ist gar nicht soooo kalt, bade aber trotzdem nicht 🙂

Verabschiedung vom See, ganz schoen schade! Aber nicht die richtige Jahreszeit. Bis zum Abend entlang der belebter werdenden Autobahn, die ich dann schliesslich verlasse und am Rande eines Kreisverkehrs in Hradzan Aram treffe. Es folgt eine kleine Rundfahrt mit dem Auto, wobei er mir zeigt, dass ich in der Naehe seiner Arbeitsstaette schlafen werde. Geb ihm zu verstehen, dass ich diesmal eine warme Herberge brauche, das krieg ich sonst nicht gemanagt. Ja, gib er mir zu verstehen, das ist verstanden.
Es folgt lecker Essen bei seiner Familie und danach eine Sightseeing Tour bei Nacht in den etwa 10 km entfernten Wintersportort, die darin besteht, die wirklich schoene armenische Kirche von aussen zu betrachten und danach von Luxushotel zu Luxushotel zu fahren, danach zu wenden und die Runde fortzusetzen. Denke noch so bei mir, die sollen jetzt keinen Fehler machen und mir so ein Luxuszimmer mieten und sich damit verausgaben, ich brauch einfach nur nen Schlafplatz. Machen sie auch nicht und wir landen an einem anderen Ort, wo wir offensichtlich auf jemanden warten, dann aber doch die Oertlichkeit besichtigen. Es ist richtig kalt und dreckig, verraucht und wirklich nicht ansprechend. Ich lehne ab, will in dem waermeren Quartier schlafen. Dort angekommen muessen wir feststellen, das da noch nicht mal Decken sind. Die Madratzen auch ziemlich uneinladend… Was tun. Ich bin kurz davor, mich von Aram und Lilith, seine Frau, die inzwischen auch im Auto sitzt, zu verabschieden und durch die Nacht zu laufen, da faellt Aram ein einfaches Hotel in der Naehe ein, in das ich dann einquartiert und eingeladen werde. Die wirklich warme Dusche ist wunderbar, auch wenn das Zimmer kuehl ist, macht aber nix, da gibt es genug Decken und so empfindlich bin ich nun auch nicht.

Ueber kleinere Straesschen komme ich schliesslich nach Alapars, wo ich der netten Familie um Dero begegne, siehe weiter unten. Hab auch noch auf facebook mehr geschrieben, guckt da einfach mal nach. Wuerde mich freuen, wenn ihr Dero schreibt, dem tut es glaube ich gut, wenn ein ein bisschen motiviert wird. Liegt mir sehr am Herzen. steppps-peacewalk ist die facebook Adresse!!!!!!

Alles Liebe
Thomas

 

 

 

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