Der Norden Israels
Thomas schreibt:
Seid alle herzlich gegruesst.
Kleines Update bezueglich Lokation/km Stand jetzt 6.545 km!!!
Die Karte funktioniert im Moment nicht.
Vom See Genezareth ueber Gonen nach Masada, Majdal-e Shams, Dan (Israel Trail Start), Kfar Gil’adi,Dishon, Sasa, Eilon, Kfar Rosh ha-Nikra, Gesher ha-Ziv, Nahariya, Akko, Haifa.
In den Golan-Bergen treffe ich abends bei leichtem Regen, kalt, dunkel in Mas’ada (auf 940 Metern) ein. Es ist ein arabisches Staedtchen, ueberwiegend bewohnt von Drusz, einer religioesen Sondergruppe, mit dem Islam verwandt. Nachdem ich 3 Wochen israelische Kultur erlebt habe, bin ich sogar etwas enttaeuscht. Die Haueser sehen halbfertig aus, die Cafes oder kleinen Restaurants nicht so gepflegt. Keiner im Ort kann sich vorstellen, dass mich hier jemand aufnimmt, ich bin mir aber sicher. Schliesslich finde ich eine Familie, die sich ebenfalls nicht vorstellen kann, dass mir jemand ein Nachtquartier anbieten wird. Aber ich werde nach ein paar Minuten vor der Tuer hereingelassen und der sehr gut englisch-sprechende und neugierige 14jaehrige Hatem Ibrahim ist mein Uebersetzer. Die Familie ist wissbegierig, was ich mache und ich bekomme zu Essen. Schliesslich schlafe ich nebenan, in Bruders Haus. Bezueglich der Druzs bekomme ich ein paar Erklaerungen, die sich aber im Wesentlichen darauf beschraenken, dass die meisten nicht selbst ins Gebetshaus gehen, sondern einige Maenner aus der Gemeinschaft sozusagen Hauptbeter sind, und hoch angesehen dazu. Hatem Ibrahim ist in grosser Sorge, dass ich in den naechsten Naechten nichts zum Uebernachten finde und erkundigt sich nach 2 Tagen per facebook, wo ich geschlafen habe.
Tatsaechlich kann ich von einem ungewoehnlichen Ort berichten. Als ich in Dan ankomme (hier beginnt der Israel Trail, auf den alle Israelies ziemlich stolz sind – 1000 km von Nord nach Sued) werde ich zu einer Turnhalle geschickt. Dort gibt es Madratzen, ich muss allerdings warten bis die Halle frei ist. Es ist erst 16 Uhr, die Sonne geht um 16:30 unter, und um 21 Uhr ist die Halle immer noch besetzt. Da ich an diesem Tag sehr erschoepft bin, nehme ich mir 2 von den Madratzen und richte mich in der (sauberen) Damentoilette ein. Decken hab ich von ein paar Nachbarn bekommen, auch Pampelmusen und Avokados. Dort schlafe ich gut – und morgens ist das sogar mein Meditationsplatz 🙂
Und am 5.12. kommen viele Dinge zusammen.
Das ist einer dieser Tage, man kann es nicht vorhersehen, aber nach und nach kommen soviele Puzzleteile zusammen und alles ist so klar und eindeutig…….
Ich bekomme noch einen Hinweis auf den Weg. Hier steht ein Art Tor, an dem Abraham vor 4000 Jahren (oder so aehnlich) war, als er zu seinem Enkel nach Syrien aufbrach (soll auch in der Bibel stehen). Es sei das Beste und Interessanteste, was der Israel-Trail zu bieten hat…. Ich freue mich, endlich mal nicht an der Strasse entlanglaufen zu muessen, obwohl das in Israel wirklich kein Problem ist, die Autos stinken nicht so erbaermlich. Ich fuehle mich gut. Hab heute ein offenes klares Herz und mein Bauchchakra ist auch ganz wohlig fuehlbar. Von da aus fuehlt es sich so an, als hielte eine Hand meinen Unterkoerper. Die kleinen Nationalparks, die es hier gibt, nehme ich nicht mit. Immer wenn es etwas ausgefallenes zu sehen gibt, muss man 29 Shekel bezahlen, etwa 6,50 Euro. Ich gehe fast ohne Geld und sehe trotzdem genug von Land und Leuten und ausserdem bin ich hier nicht zum Sightseeing, sondern ich laufe fuer den Frieden. Gestern hatte ich mich noch ein wenig aufgeregt, an so einer Eintrittsstelle – eine Jordanquelle – aber heute bin ich voellig in Frieden, erkundige mich, ob es eine andere Moeglichkeit gaebe, als dieses Eintritt zu zahlen, stosse nich gerade auf offene Ohren, und es stoert mich ueberhaupt nicht – ich bleibe im Frieden und ziehe meines Weges.
Mehrfach muss ich meine Regensachen an- und ausziehen bis schliesslich eine ziemlich sehr dunkle Wolkenfront herannaht. Ja, dass ist eindeutig, das werden nicht nur ein paar Tropfen.
Das Land braucht den Regen, trotz der ziemlich doll sprudelnden Jordanquellen, es hat lange nicht mehr geregnet. Alle Pflanzen, die nicht bewaessert werden, werden es geniessen. Ich will mir auch gar nicht Sonnenwetter wuenschen, das kann ich gegenueber der Natur nicht verantworten. Als es dann beginnt zu regnen – es ist ein kalter Regen – ziehe ich auch noch meine Sandalen aus und laufe barfuss.
Meine Fuesse lieben nasse Strassen und Wege. Ab der Tuerkei hatte es sich so ergeben, dass ich fast nicht mehr barfuss gelaufen bin. Ich hatte einfach keine Lust dazu. Als dann die stacheligen Gewaechse in den Wiesen dazukamen, bin ich sogar im Sommer oft mit Socken gelaufen. Richtig ungewoehnlich. Im Libanon aenderte sich der Strassenbelag, waere stellenweise moeglich gewesen, barfuss zu laufen, aber kein Impuls. Einfach keine Lust. Und in Jordanien auch keine Lust. Ich hab mich selbst schon gewundert.
Doch nach der ersten Nacht in Israel, da war dieser Impuls wieder da. Dieses Beduerfniss die Erde zu beruehren mit den nackten Fuessen. Aber ich tue es noch nicht, bis zum heutigen Tag. Und wie ich das gut finde. Ich beobachte meine Fuesse und die sind einfach nur gluecklich. Es ist so wunderbar und beglueckend, diese nackten Fuesse auf der Erde gehend zu beobachten. Da taucht sowas wie ‚dejavue‘ auf, aber es ist ein bisschen anders, es ist, als sei nur das Barfuss-Gehen das Richtige, das Wahrhaftige. Es fuehlt sich so an, als wuerde ich mich an etwas versprochenes erinnern – als sei das Barfuss-Sein der Ausdruck und die Verwirklichung des Versprochenen, die Handlung, die Tat, die es Wirklich macht – es ist etwas Heiliges!!!!
(Vielleicht war es doch der Dreck auf den Strassen in Jordanien und Libanon, und damit meine ich nicht die ganzen Abfallberge an den Seiten der Strassen, sondern die Abgase der Autos…….)
Ich bin voll in meiner Kraft, durch den kalten kraeftigen Regen laufend. Es schuettet aus Eimern. Auch wenn meine Regenhose nicht mehr ganz so dicht ist – ich bin froh und gluecklich.
Irgenwann kommt die Sonne wieder raus und macht einen Regenbogen vom Libanon bis nach Israel. Ich juble und schreie: Ja, Jaaaaa, Jaaaa, das will ich, danke, danke, danke. Eine Verbindung vom Libanon zu Israel, offene Grenzen, Frieden, jaaa das will ich. Danke danke. Und alles soll auch noch bis Syrien reichen……….!!!!!!!!!!!!!!!!! Regenbogen, Frieden, Herz auch nach Syrien!!!!!!!!!!!!!!!
Ich bin etwas euphorisch und ich weiss nicht, ob noch im Regen oder jetzt direkt danach…….:
Dazu muss ich etwas ausholen! Es geht um die Route, die ich ab ca. Februar/Maerz nach Israel/Palaestina, laufen werde.
Bisher war immer klar. Ich/Wir gehen ueber die Tuerkei nach Georgien, Armenien, Iran, Afghanistan, Parkistan nach Indien….. Dann hatte ich etwa vor 2 Jahren einen Traum, wo ich mich die israelisch-jordanische Grenze ueberqueren sah. Nachgespuert – Ergebnis war dieser Abzweig durch (eigentlich auch Syrien) Libanon nach Israel/Palaestina. Danach sollte es zurueck zur Tuerkei gehen (per Bus, Boot etc) um dort die Route weiterzugehen.
Zwischenzeitlich gab es mal die Idee – auch vonPaulin – von Israel aus ueber Jordanien, und den Nordirak nach Iran zu laufen….. Die Variante fand ich auch interessant….
Und jetzt muss ich noch weiter ausholen ……
Auf dem Friedenpilger-Info-Flyer steht, quasi als Unterschrift: International – Interkulturell – Interreligioes
Wenn wir dahin kommen koennen, dass jedeR, egal welcher Nationalitaet, welchem kulturellen Hintergrund und welcher Religion oder sonstigen Gesinnung – vorausgesetzt friedlicher Natur – da friedlich leben kann, wo er oder sie will, bedarf es erheblicher Anstrengungen, Oeffnungen und einer radikalen Veraenderung des Bewusstseins der Menschen.
Im Laufe der letzten Jahre/Jahrzehnte habe ich gelernt, dass diese Bewusstseinserweiterung natuerlich bei jedem Einzelnen idealerweise beginnen sollte. Ich habe gelernt, dass wir alle eins sind, das jedeR mit Allem verbunden ist. Wenn ich in mir z.B. der Elemente bewusst bin, habe ich schon viel gelernt, vor allem dann, wenn ich es wirklich wahrnehme und verstehe. Wenn ich mir bewusst bin, dass ich mit allem Leben verbunden bin, habe ich schon viel gelernt, vor allem dann, wenn ich es wirklich wahrnehme und vestehe….. usw.
Interreligioes: Noch ne kleine Schleife, bin aber gleich fertig, und komme dann zurueck zur Route.
Im Laufe dieses Jahres habe ich mich natuerlich auch mit dem Islam beschaeftigt. Die Gebetsbewegungen habe ich oft gemacht und sie gefallen mir sehr, sind kraftvoll. In den letzten Wochen und Monaten habe ich dann sogenannte „PrayerMovements“ (Gebetsbewegungen) entwickelt, die ich regelmaessig ausfuehre, sich hier und da noch ergaenzen, erweitern, veraendern. Und die sind auch ganz schoen intensiv. Ich liebe sie. Ich integriere Gebetsbewegungen „PrayerMovements“ aus allen mir bekannten Religionen miteinander und es funktioniert hervorragend. Auch dies entsteht aus einer Sehnsucht, die Religionsschnittpunkte, die Essenz der Religionen, besser verstehen zu koennen. Also hier funktioniert auch die Praxis des Verbindenden.
Und schon lange beschaeftigt mich die Frage, wie kann ich kommunizieren, wie kann ich erklaeren, wie kann ich verstehen, was die Religionen vermitteln moechten. Wo sind die Gemeinsamkekiten, die Essenz.
Ich bin davon ueberzeugt, weil halt alles Eins ist, das die verschiedensten Religionen eben dieses „Eins“ mit unterschiedlichsten Mitteln beschreiben wollen. Wo ist also der Schluessel, dies den Menschen klar machen zu koennen, ohne Missverstaendnisse zu saeen und den Kreislauf des NichtVerstehens fortzusetzen.
Ist es da nicht logisch, die Religionen in mir zu vereinen. Die Religionen in ihrer Essenz in mir zu verstehen und zu integrieren. Das muss doch eine Moeglichkeit sein, Frieden zu schaffen. (Und gab es da nicht die Erfahrung des I AM CHRIST/die Barfuss-Erfahrung des Hier und Jetzt/und bei Abraham heute vorbeigekommen) Und dies ist quasi schon ein Versuch der Erklaerung, warum ich wahrscheinlich, vermutlich eine weitere Route fuer sehr sehr moeglich halte:
Von Israel/Palaestina, von Eilat ueber den kleinen Zipfel Jordanien, nach Saudi Arabien, dort nach Mekka und Medina zu laufen, von dort nach Kuwait, einen kleinen Zipfel Irak, und schliesslich im Iran ankommen. Im Sueden des Iran Richtung Parkistan zu gehen, von dort in Indien ankommen. (Einziges Problem: Auch im Sommer durch die Wueste laufen :-))
Dies wird nun alles von mir, aus diesem euphorischen Moment heraus, in meinem Herzen bewegt.
An diesem Tag komme ich schon um ca. 14 Uhr im Kibbutz-Hotel Kfar Giladi an. Regendurchtraenkt stehe ich an der Rezeption (hier weiss man auch, dies ist der erste Tag mit Schnee auf Mt. Hermon in den Golan-Hoehen) und ein anfaengliches ‚Nein‘ verwandelt sich schnell in ein deutliches ‚Ja‘, als die verschiedenen Manager des Hotels erscheinen und verstehen, was ich tue. Und natuerlich bin ich auch zum Essen eingeladen, in den Spa Bereich mit Schwimmbecken und Sauna…… 🙂
Das soll erst mal genug sein.
Herz
Thomas
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