Reyhanlı, Syrien, TV, Abschied Teil III
Thomas schreibt:
Maher hat sich entschieden, mich heute zu begleiten.
Es ist ein Interview mit Aljazeera geplant, es soll auf der syrischen Seite in einem Flüchtlingscamp stattfinden. Rania will mit dabei sein und wir sind um 9:30/10 Uhr verabredet.
In der Morgenmeditation bin ich mit einem unguten Gefühl beschaeftigt, dass sagt: Heute ist kein guter Tag für ein Besuch in Syrien.
Bitte helft Maher (Bild 2 Beitraege vorher rechts)
Niemand erscheint des morgens, so kommen Maher und ich weiter ins Gespraech. Er ist eigentlich aus Damaskus hat aber schon Jahre in Dubai gearbeitet. Jetzt war er direkt aus Dubai über Istanbul nach Reyhanlı gekommen, um nach Damaskus zu reisen um dort zu helfen. Einen Bruder hat seine Familie im Krieg bereits verloren. Doch seine Mutter hat Maher gestoppt. Falls er nach Syrien gehen werde, ist er nicht mehr ihr Sohn, sie werde dann nicht mehr mit ihm sprechen. Einen weiteren Verlust kann sie nicht verschmerzen.
Somit hat er sich umentschieden. Eine Schwester und ein Bruder sind bereits in Schweden und so wollen sich nun alle Familienmitglieder auf den Weg machen, nach Schweden. Für ihn heisst das: Über einen Schlepper sich über die griechische oder bulgarische Grenze nach Europa illegal begeben, dann alleine durchschlagen bis nach Schweden.
Für die daenische Grenze hoffe ich auf Eure Hilfe dort im Norden. Bitte meldet euch bei mir, wenn ihr helfen könnt, ihn vielleicht sogar per Auto über die Grenze bringen könntet oder auch für ein paar Tage beherbergen könnt. steppps@gmx.de
Nachdem ich mich von der Interview-Geschichte verabschiedet hatte kommt nun doch noch alles zusammen.
Maher und ich landen wieder in dem Alice-Hotel, wo sich nach und nach alle einfinden. Erst findet nochmals ein Workshop für die Friedensvögel aus Papier statt, die so einfach und so viel Hoffnung spenden können, so ein schönes Symbol für Frieden http://de.wikipedia.org/wiki/Sadako_Sasaki
Dann kommt der Aljazeera-Fahrer Aladin aus Syrien angereist und nun soll es nun gar nicht mehr nach Syrien gehen, sondern Richtung Antakya, für den Dreh aufs Land (so entscheide ich mich, abzureisen) da ich ab dort bessere Busverbindung habe.
Alle sind erstaunt und Rania, Saleh …. berichten nochmal, bevor ich abreise, von Rania recht emotional von den Zustaenden in Syrien….. und ich begreife nun mehr und mehr, dass es so scheint, dass jedeR, der seine eigene Meinung, die mit dem Regime nicht konform ist, aeussert, vielleicht nicht selbst verfolgt wird, sondern insbesondere die Angehörigen die Leidtragenden sind. Das heisst dann, Festnahmen, Folter und Mord. Und das ganze erinnert dann schon sehr an die Machenschaften von Saddam Hussein….. und von Seiten der Syrer wird gerne auch ‚Hitler‘ genannt und als Vergleich herangezogen.
Das muss ich auf jeden Fall erst mal richtig begreifen…..
Es scheint mir so, dass sogar das Wort Rebellen in diesem Fall gar nicht richtig ist und ein ganz falsches Bild von dieser Gruppe Menschen darstellt, die sich vielleicht sogar nur verteidigen, in einer Art Notwehr handeln?
Im Libanon werde ich sicher mit noch anderen Syrern zusammentreffen, vielleicht von der Regierungsseite um das Bild zu komplettieren…….
Aladin bekundet, er hat bereits eine kleine Tochter verloren, aber er hat bisher keine Waffe in die Hand genommen und wird auch bis zum Ende des Konfliktes keine Waffe in die Hand nehmen.
Ich soll das gehörte in die Welt tragen, sagt Rania, und spüre eine Erwartung an mich gerichtet und erwidere: Ich nehme euch alle in meinem Herzen mit …. ‚beim Gehen‘ will ich noch sagen und meine Stimme will nicht mehr (berührt)
Schliesslich entsteht das Bild mit den anwesenden lieben Menschen (siehe 2 Beitraege vorher)
All unsere Workshop-Friedensvögel landen nun bei Aladin, der sie mit nach Syrien nimmt und als Hoffnungstraeger verteilen wird. Es sind vielleicht an die 40!!!! Danke, danke, das bedeutet mir viel.
Das Interview findet superprofessionell statt. Im Schweigen werden meine Schritte gefilmt und mit dem anschliessenden Interview spaeter verbunden.
Rania meint, dass es in 2 Beitraegen gesendet wird, einer in den Nachrichten und evtl. sogar weltweit. Die Interviewer versprechen, dass ich den Report bekomme und veröffentlichen kann – also bald….
Maher und ich landen schiesslich bei Barbara, einer Deutschen, die in Antakya eine Pilgerherberge hat. Und lecker Essen bekommen wir auch noch.
Danach gibt es noch einen Besuch bei Erdal, der mir und uns (Magdalena und Paulin) auch schon so viel geholfen hat. Maher hat einige wichtige Infos für Erdal und Erdal ist auch ziemlich gut informiert.
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