Syrien

Liebe LeserInnen,

im Moment ist es für mich schwierig Blogbeitraege zu schreiben, da die Themenbereiche, die jeweils angeschnitten sind, immer sehr komplex sind. Doch zum Thema Syrien und ob ich da durch laufe, kann ich mich nun aeussern.

Unsere oder meine Route – Magdalena und Paulin sind nun auf getrennten Wegen unterwegs – war ja nun ursprünglich so geplant, dass wir entlang Schwarzmeerküste Richtung Osten laufen. In einem Traum vor etwa 2 Jahren habe ich mich die Grenze Israel/ein Nachbarland überqueren gesehen und danach noch mal geschaut, ob die Route geaendert werden muss. Daraus ist nach einigen Begegnungen mit Israelis und weiterem Nachspüren ein Abzweig von Samsun nach Israel/Palaestina über Syrien und Libanon geworden.
Obwohl die Situation in Syrien seit einigen Jahren und seit Beginn der Friedenspilgerwanderung sich nicht besonders friedlich gezeigt hat, hab ich immer gesagt, dass die Tour auch durch Syrien geht. Erst kurz vorher, ein paar Monate oder Wochen voher, wird dann im Falle einer wirklich gefaehrlichen Situation dann evtl. noch mal alles neu bedacht und nachgespürt. Aber es gab schon recht früh immer wieder Fragen von Freunden und von der Familie, ob ich denn immer noch vorhabe, durch Syrien zu laufen. Noch vor Samsun hab ich dann entschieden, dass ich nicht durch Syrien laufen werde, die Situation sich wohl nicht so schnell beruhigen wird. All meine Freunde und meine Familie hab ich dann informiert. Ich erinnere mich an ein Gespraech mit meiner Schwester, die mich im Mai nochmal ernsthaft befragt hat und sie war die letzte in der Reihe von vielen. Damit war das Thema für mich erledigt und entschieden, Es fühlte sich auch gut so an – ich glaub ich hab auch im blog kurz darüber berichtet….

Dann, kurz danach, meldete sich meine innere Stimme, tief in meinem Herzen war der Wunsch weiterhin vorhanden, auch durch Syrien zu laufen. Es war und ist ein solider Wunsch mit einer kraeftigen Herzensbasis. Ich habe dies deutlich registriert und gefühlt, ja, ich will wirklich durch Syrien laufen und ich hab auch keine Angst. Diese Energie aus meinem Herzen macht mich auch ganz ruhig. Es fühlt sich einfach richtig an.
So war es gut, dass ‚Alle‘ wussten, ich tues nicht, um immer wieder ohne Störung nachspüren zu können.
Schon in Sivas, vor über 3 Monaten, hab ich dann konsequenterweise über ein Visa-Service-Büro in Deutschland meinen Visa Antrag für Syrien gestellt.
Nachfragen wurden erforderlich, die ich 3 Wochen spaeter beantwortete, weitere Nachfragen….. wie das so ist.
Dann vor ca. 1 Monat stellte sich heraus, dass vermutlich das Konsulat etwas verbummelt hat, Unterlagen noch mal hin, diesmal per Scan und Email. Alles liegt nun in Damaskus zur Prüfung.
Da sich die Situation in Syrien dramatisch verschlechterte, fragte ich mich, ob das überhaupt noch seinen Sinn hat, die Visaangelegenheit weiter zu verfolgen…. mein Herz ist da ganz konsequent und ich folgte der Stimme meines Herzens…. Da ist eine tiefe Gewissheit – und Ruhe.

Im Laufe der Zeit traf ich ein paar Menschen, die ohne Angst ein Urteil darüber ablegen können, ob meine Route möglich ist oder nicht. Und ich bekam von den wenigen, die ich als kompetent ansehe, eine wirkliche Aeusserung zur Sicherheit zu machen, grünes Licht. Darunter waren auch eine Gruppe von syrischen Aerzten, die hier in der Naehe in einem Flüchtlingslager arbeiten und es einfach wissen müssen. Natürlich sind das keine Garantien für Sicherheit, Gesundheit, Laib und Leben, doch bestaetigen sie mir mein immer wieder vorhandenes ruhiges stetiges Gefühl aus meinem Herzen.

Nun ist das Visa immer noch nicht da, und es ist abzusehen, dass es evtl. wahrscheinlich auch nicht mehr eintreffen wird. Selbst das Visa-Service-Büro in Berlin hat sich inzwischen bei mir gemeldet und mir sogar geraten, den Antrag zurückzuziehen. Das war in der Phase, wo ein baldiger Angriff der Amis als wahrscheinlich galt. Grund: Mir wird es wahrscheinlich in der Situation eh nicht gewaehrt und wahrscheinlich wird mein Ansinnen auch falsch verstanden – könnte sein das die mich als Spion oder so ansehen. Lass es aber immer noch weiter laufen…… ich kann einfach nicht anders….. die Hoffnung hab ich noch nicht aufgegeben.

Nun sind mir die meisten Menschen in dieser Situation keine wirkliche Hilfe, weil sie von ihrer Angst geleitet sind, der Sorge um mein Leben….. Und damit meine ich nicht nur Freunde und Verwandte, sondern auch die Menschen hier. Das heisst nicht, dass ich mir keine Gedanken um die Gefaehrlichkeit mache und dies in mir immer wieder abwaege – meine Herzensstimme ist hier das entscheidende Barometer (und diese Stimme ist auch eine Stimme, die Sicherheit bringt) – und dann gibt es da auch Aeusserungen, die heissen: Es ist ja auch wohl besser so.
Die Aengste der Menschen auch in dieser Situation macht eigentlich alles nur noch Schlimmer. Es herrscht eine angespannte Spannung und Nervösitaet in der Luft. Natürlich will keiner Krieg und es ist auch nicht so, dass ich die Sorgen nicht verstehen könnte, das der Krieg vielleicht in die Türkei und gerade in diese Gegend herüberschwappt. Doch gerade in solchen Situationen zeigt sich, wie wir geleitet und gelenkt sind. Wir streben doch dâhin, uns vom göttlichen oder wie auch immer wir ES bezeichnen, führen zu lassen. Lassen wir uns aber von der Angst leiten, wird jede Situation sehr schwierig.

Der Friede darf nicht an der Grenze zu Krieg halt machen. ‚Peace shouldn’t stop at the border to war‘ Zitat Paulin.
Ein wunderbarer Satz wie ich finde von Paulin. Danke. Und so ist vielleicht auch mein Bedürfnis zu erklaeren, eben durch Syrien zu laufen. ‚Ich/Wir können doch die Syrer in dieser Situation nicht alleine lassen, war ein Satz, der aus meinem Inneren kam und mir die Traenen in die Augen laufen liess, mich berührte. Alle Auslaender aus Syrien raus, liesst man in der Presse oder bei der Reisewarnung des auswaertigen Amtes – es ist zu gefaehrlich. Und….. was ist mit all den Syrern, nicht gefaehrlich genug, um das ganze Land zu raeumen??
Ich bin jetzt schon so lange in dieser Gegend, und sicherlich ist ein Grund, ich, mein Herz will durch dieses Land laufen und ich kann mich nur schwer von dieser Vorstellung loesen. Und so bekam ich starke Schmerzen (aus diesem Grund und zwei weiteren) in meiner Milzgegend und mein ganzer Bauch war verspannt. Das mein Bauch auch wegen dieser Thematik verspannt war, erkenne ich aber erst, als ich insgesamt 4 Traeume zum Thema Syrien hatte. Sie finden alle in 4 aufeinanderfolgenden Naechten statt und lassen mich entspannen.
Im ersten Traum befinde ich mich in Syrien, irgendwo in einem Wald, es sind noch andere Menschen da und ich freue mich soo, dort zu sein. Als ich an diesem Morgen aufwache, spüre ich diese tiefe Entspannung in meinem Bauch, durch die Wahrnehmung, dass ich wirklich dort bin.
Im zweiten Traum bin ich illegal über die Grenze nach Syrien gekommen, es gab Helfer, und auch das fühlte sich gut und richtig an.
Der dritte Traum ist mir nicht mehr gegenwaertig und im 4. Traum lande ich in einem Büro, das Visa für Syrien faelscht. Ich soll dort ein authentisches Visum erhalten……
Alle diese Traeume geben mir neben der Bauchentspannung das Gefühl, irgendwie auch in Syrien zu sein. Tatsaechlich will ich aber immer noch hin. Nun werde ich nicht illegal über die Grenze gehen, das hat keinen Sinn – oder mit dem Boot illegal übers Meer an einem Strand anlanden (ist mir tatsaechlich angeboten worden) da es in Syrien einfach zu viele Kontrollen durch die Polizei geben wird – und dann gibt es dort schon nach 2 Tagen Schwierigkeiten.

Ich hab ja am 25.8. hier einen Beitrag im Blog geteilt, wo ich weiss, in baldiger Zeit werden sich Menschen gerufen fühlen, in solchen Situationen eben z.B nach Syrien zu reisen und für Frieden zu arbeiten, meditieren……
Nun, ich bin eben im Moment nicht so richtig viele, doch weiss ich, wenn ich vielleicht nur 3 Menschen wieder Hoffnung schenken und gar nur einen Menschen überzeugen kann, sein Gewehr nicht mehr zu benutzen – das waere doch schon ein Anfang……. Und …… mehr darf gerne geschehen…..

Mein Herz ist weiterhin willens……
Und es ist schmerzhaft, von Meydan aufzubrechen, von der Familie am Strand, die mir fast 3 Wochen Essen und Unterkunft geschenkt hat, und ich die falsche Richtung nach Norden zu laufen (nach Antakya) wo ich jetzt bin. Mein Weg sollte mich eingentlich Richtung Süden führen…….

Meinen Antrag für das Visum hab ich immer noch nicht zurückgezogen…..
doch sieht es so aus, das ich vermutlich am Mittwoch von hier nach Rihanlı laufe, zu einem der vielen Flüchtlingscamps, und zu den syrischen Aerzten. Das dauert in etwa 2 Tage. Dann dort 1-2 Tage bleibe…… und mich dann Richtung Mersin und Boot nach Libanon begebe. Wahrscheinlich nehme ich das Schiff am 24.9. nach Tripoli.
Wenn denn nicht noch alles anders kommt…… 🙂

Herz und Liebe
Euer Thomas

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