Eskorte
Thomas schreibt:
Die Polizei, Jandarma und Zivil sind uns seit geraumer Zeit auf den Fersen – zu unserer Sicherheit!!
Jandarma mit Maschinengewehr, das dann aber doch manchmal in unser Anwesenheit zurück zum Auto gebracht wird.
Polizei in den kleinen Staedtchen und gar die Zivilpolizei in verschiedenen ‚getarnten‘ Autos oder auch zu Fuss vor uns unterwegs. Kommen uns schon manchmal vor, wie vom Geheimdienst beobachtet und bewacht. Es grenzt schon ein bisschen an Paranoia, wie sich der türkische Staat da praesentiert.
Als Beispiel der gestrige Tag!
Als die Tarnung der Zivilpolizei im roten Lieferwagen ‚aufgeflogen‘ ist, bitten wir die Wachmaenner in unseren Morgenkreis. Es gesellen sich noch ein paar Einheimische dazu und trotz Verstaendigungsproblemen gelingt es uns, das einer der Polizisten ein stilles Morgengebet anleitet. Wir öffnen unsere Haende und empfangen in der Stille einen Segen. Unsere Glocke ertönt und es gelingt uns abermals 2 Minuten in Stille gemeinsam zu sein. Wie im Film zieht sich das Einsatzkommando danach zurück.
Jetzt ist die Jandarma dran. Heute mit 6 Soldaten und voll bewaffnet in einem Art Fiat Kangoo!!! 🙂 Den ganzen Tag lassen sie uns nicht aus den Augen, fahren immer mal wieder 500 Meter weiter, warten. An dieser Stelle – die Jandarma Soldaten sind in der Regel immer sehr nett.
In Gerze angekommen laufen vor uns zwei Maenner vor uns im Anzug her. ‚Unauffaellig‘ werde ich nach dem Namen gefragt und danach stellen sich die beiden aus die staedische Polizei vor. Ein Journalist hat von uns erfahren und wir werden von den beiden Polizisten in den Hafen begleitet, wo wir ein Interview geben.
Danach die Frage, wo wir denn heute Nacht schlafen. Keiner der ‚Nicht-Uniformierten‘ hat ne Ahnung, telefoniert wird trotzdem. Wir sehen die Maenner nicht mehr, denken die sind verschwunden und machen uns auf die Nachtquartiersuche. Wir wollen 4 oder 5 Naechte bleiben, ausruhen – und ich will Magdalena und Paulin im Obertonsingen unterrichten. Wir landen in einem der typischen türkischen Teehaeuser – erstmal passiert nix. Als wir uns nach laengerer Wartezeit aufmachen wollen, woanders zu suchen, werden wir von einem deutsch-türken auf Urlaub angesprochen und es kommt Bewegung in den Laden. Es ist inzwischen 20 Uhr.
Die Polizisten tauchen auch wieder auf, beschweren sich, das wir sie verlassen haben….?! Es haette ja was passieren können! (- fragt sich nur was). Nach einer Weile sitzen wir zu 10 Leuten an einem Tisch, machen gegenseitig Fotos voneinander – die Situation ist tattaeglich schon irgendwie schrill.
Das Paranoia ist wohl deshalb akut, da vor 2-3 Monaten in Istanbul eine Amerikanerin ermordet wurde. Da ist die gastfreundliche Seele der Türken im Schock und will so etwas auf jeden Fall wieder verhindern.
Tatsaechlich haben die Polizisten ein Quartier fuer 3 Naecht in einem 3-Sterne Hotel oprganisiert. Wir sind die einzigen Gaeste in dieser Vorsaison. Auf dem Flur zu unseren Zimmern soll ich dann noch die Telefonnummer des leitenden Polizisten in mein Handy programmieren. Es ist jetzt 22 Uhr. Alif, der leitenden Polizist sagt uns dann noch zum Abschluss, das wir ihn auf jeden Fall anrufen sollen, wenn einer von uns das Hotel verlaesst, dann kriegen wir Polizeischutz. Das lehnen wir alle 3 ab.
Ein wenig Spannung entsteht. Wie so oft will ich einfach die Polizisten zum Abschied umarmen. Mein Gegenüber ist aber etwas in Wallung und klopft mit der Hand, die mich umarmt so fest auf meinen Rücken, das es schon fast an Körperverletzung grenzt……
Es gelingt uns mehr und mehr, einfach und immer wieder auch hier im Frieden zu bleiben. Vielleicht ist diese massive Polizeieskortierung (gestern waren mindestens 14 Leute für unserer Sicherheit im Einsatz) einfach ein Training. Im Frieden zu bleiben. Zu Üben für tatsachlich nötige Bewachung in einem der Laender, durch die wir noch laufen werden. Zu Üben hinter der Uniform immer den Menschen zu sehen…!!! Usw……
Herz
Thomas
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