Karpaten / jetzt Hateg / Lucian, unser Engel
Thomas schreibt:
Die ` kleinhuegeligen Vorkarpaten` und die ersten Erfahrungen mit 1.300 Metern haben wir im Gebiet Muntii Rusca in den Karpaten gemacht. Fuer mich als Mitteleuropaer komm ich mir oft nicht vor wie in Europa, sondern in Suedamerika. Auf unserer 1 zu 300.000 AutoKarte sind selbst Wege in den Bergen eingezeichnet, die ultraklein sind und wir nicht in einem normalen Auto befahren wuerden. Manchmal enden diese Wege auch irgendwo in den Bergen – fangen irgendwo ein Stueckchen spaeter wieder an. Dazwischen verraet vielleicht ein Spur von heruntergedruecktem Gras (offensichtlich kamen hier in den letzten 2 Wochen ein paar wenige Autos vorbei) den weiteren Verlauf des Weges – vielleicht. Auf so mancher Hoehe standen wir und beratschlagten, wo es denn nun weitergeht.
Die Karpaten sind von einen unglaublichen Schoenheit und Einsamkeit gesegnet. Es ist fuer mich fast ein Wunder, dass dieses landschaftliche Gebiet nicht bekannter ist. Es gibt (so gut wie) keine Touristen – zumindest auf der Route, die wir gegangen sind. Manchmal gibt es auch keine Siedlungen, oder ein in der Karte eingezeichnetes Dorf besteht aus einem Schafhirten, John, der uns kurz vor Sonnenuntergang Unterschlupf in seiner Behausung gewaehrt. Auf einer Hoehe von 1100 Metern mit dem allerbesten Ausblick in unsere oestliche Pilgerrichtung und die auf uns erwartenden Berge.
Inzwischen sind wir in Hateg angekommen. Und hier sind wieder soooo viele Engel fuer uns unterwegs. Die Menschen sind so freundlich zu uns – manchmal unglaublich…….
So hat uns der Leiter eines Altenheimes Unterschlupf gewaehrt, nachdem die Baptistengemeinde ein Problem mit uns hatte (weil wir keine Baptisten sind). Der naechste Gang gestern Abend, fuehrte mich in den hiesigen Internetladen. Der Besitzer, sobald er erfahren hatte, was wir machen, hilft uns, wo er nur kann. Internet am naechsten Tag fuer die gesamte Gruppe ist frei. Solange wir wollen. Unsere Handzettel werden schnell noch 80 x kopiert. Und er findet eben auf diesen Handzettel den Hinweis, das auch etwas gespendet werden darf. Sofort will er das tun und fragt, ob ich lieber Euro oder Lei moechte. Fast unglaeubig halte ich ploetzlich 50 Lei in der Hand. Dem nicht genug, fragt er, wie er noch helfen kann.
Und dann begegnet uns heute Lucian. Es kommt mir vor, als sei er fuer die Computer in diesem Laden verantwortlich. Einer der Angestellten fordert ihn energisch auf, sich um eine Tastatur von Annelie zu kuemmern, die gerade nciht funktioniert. (Energisch? Die Rumaenen haben die Angewohnheit, sich sehr laut zu unterhalten, da kommt es machmal etwas forsch oder unfreundlich vor, ist aber offensichtlich nicht so gemeint.) Gleich sage ich zu Annelie, das ist wohl der Engel dieses Ladens. Spaeter stellt sich heraus, er will gerne mit uns morgen mitkommen, uns den Weg zeigen, die naechte Huette erreichen, auch wenn es mehrere Tage dauert. Er mag einfach Leuten helfen, umsonst, er weiss was von Computern, er kann gut englisch und wo er helfen kann, da hilft er gerne. Wir fragen ihn, ob er denn morgen einen Rucksack mitbringt. Noe! Er braucht auch kein Wasser, findet ueberall was. Er geht einfach so wie er ist in die Berge. `Ist er sozusagen ein ~auflauernder~ Engel`. Von dem kann ich bestimmt noch was lernen.
Nur ein paar Beispiele, was hier so alles an einem Tag passiert.
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