Bruno schreibt:

Pilgern bewegt..

Ich, Bruno, schreibe hier in Arad in Westrumaenien einen Bericht ueber meine erfahrungen in bald drei wochen friedenspilgern.
ob ihr es bericht nennen werdet, weiss ich nicht, vielleicht ist es mehr ein Klangbild oder eben …Bild, Farben, Formen..

das erste Bild
Fr. 3.8. Die Grenze. Rumaenien.
Die Gruppe: Thomas, Magdalena, Paulin und ich.
die Dorfstrasse.
es werden rasch zwoelf Menschen, Frauen, Maenner, Kinder, die uns
umringen. eine sprache ist bald gefunden, diesmal ist es mein italienisch das hilft.
winnetou, Haeuptling erscheint!
bei ihm finden wir alles fuer die Nacht:
Betten werden ueberzogen, Wasser vom Brunnen geholt und erhitzt.
Das gibt ein rauschendes Bad!
Wer steht denn da in der gruenen Muelltonne eingeseift und taucht jetzt ab? Wie gut Winntou meinen verschwitzten Ruecken waescht!
Die Gemuesesuppe von Valeria schmeckt wunderbar.
An unserem Abendkreis nehmen die Kinder teil.
Paulin zeigt body percussion. Sergio lernt schnell. er strahlt.
Die Eltern ziehen sich mit den drei Kindern in einen Raum zurueck.

das zweite Bild
So 5.8.
Marcel arbeitet in Wels, Oesterreich.
Ich habe eine Bitte an euch, sagt er: seid heute meine Gaeste!

Seit zehn Tagen ist er gluecklicher Papa von Lukas!
er ist mit seiner Frau und Lukas gekommen, der Papa ist gestorben.
das begraebnis war gestern. die ganze Familie ist versammelt um die Mamma Joanna. die Umarmung und die Kuesse von Magdalena tun Joanna gut.

das dritte Bild
Mo.6.8. Im Paradies.
die Mures (in Ungarn heisst er Maros) der Fluss begleitet uns schon einige Tage. die Stroemung ist betraechtlich, das Wasser warm und nicht tief, es gibt Sandbaenke und Inseln.
Wir beschliessen auf Robinson-island ueber Nacht zu bleiben.

wir hocken im Sand, Stille um uns. ein Fisch springt.
dieser Vogel in den Pappeln, sein TwiTwi taeuscht mich.
es klingt ganz wie Magdalenas Lachen.
die Sonne geht unter, wir duerfen es sehen, staunen.
wir treten ein ins Schweigen, es breitet sich in uns aus.
Loslassen. Augenblick. Kein Gedanke.
Trockene Aeste finden sich leicht fuer ein loderndes Feuer.
der Sternenhimmel breitet sich ueber uns aus.
Ein Komet. spaeter der Mond.
Ein Geschenk.

das vierte Bild
Mi.8.8.
wir konnten in der Abtei monasterio Hodros Bodrog uebernachten.
Ich denke an den Speisesaal, refektorium, die waende geschmueckt mit hunderten Ikonen und an die Fuelle von Rosen im Garten, weisse, rote, gelbe.

eine faehre ueber die Mures soll es hier geben.
sie soll uns auf die andere seite bringen.
durch den Nationalpark wollen wir heute auf schattigen wegen Arad erreichen.
wir finden die Faehre. Da ist kein Faehrmann, wir werden es sein.

Braucht es ein Ruder? ein Steuer? gelegenheit zu lernen.
So leicht ist es ueber den Fluss zu kommen, wenn unser Schiff die gute Neigung zur stroemung einnimmt, indem wir das stahlkabel am richtigen haken einhaengen: wir erleben ein Schweben ueber den Fluss!
es ist der fluss selbst der uns auf sein anderes ufer bringt!
Hol ueber Faehrmann!

Das Bild vom anderen Ufer hat Buddha Shakyamuni oft angesprochen.
Ich denke daran und schliesse einen Wunsch an fuer mich und Alle.

das fuenfte Bild
gross, riesig koennen die Felder sein hier im Land:
Kornfelder, Maisfelder – nahezu reife Pflanzen, Sonnenblumenfelder, Klee…
Paulin ist Pfadfinder, doch wir beschliessen den weg gemeinsam.
Wir moechten wieder zum Fluss. ein Feld liegt dazwischen, abgeerntet, gepfluegt in grossen dunklen Schollen. Gute Erde.

Heiss ist es unter der Mittagssonne, immer wieder kommt Erde in die Sandalen. den Weg finden zwischen den Furchen. Atmen: ein. aus. ein… gehen. Schritt fuer schritt. nicht denken an die Entfernung, an ein Ziel, Erwartung haben kann weh tun!

Sicher, da ist Muehe, Plage und doch..
fuehle ich mich so leicht und froh!
Rutschen wir von einem Sonnenstrahl zum anderen?
dazu passt…
Thomas hat das Bild vom Regenbogen, aufgespannt zwischen szeget und arad,
den beiden etwa gleich grossen Staedten in den beiden Laendern Ungarn und Rumaenien ..im gemeinsamen Gehen wie ein Regenbogen miteinander verbindend.

Ich frage mich: Was sollte fehlen?
Immer wieder Wunder. Staunen. das ist es.
Flore kommt laechelnd ueber die Strasse mit dem grossen Teller Fruechte.
Bei dem grossen Haus: Wir klopfen an, es wird uns aufgetan.
unsere erstaunte frage: Haben sie auf uns gewartet?
Ich hoere ein JA! .. und kann es glauben!

so mein Bericht von Menschen, unserer gemeinschaft, der natur,
was ich euch berichten darf. Worueber ich mich freue, weil ich es gerne tue.

auch noch dieses Bild vom Alltag
macht betroffen, gehoert dazu..
Wir erfragen Einkommen, erleben Preise in den geschaeften..
und ahnen was das bedeutet!
Wir sehen Artikel in Westen gekauft weil sie dort billiger sind.
Wir sprechen es an. Der eigene Gemuese und Obstgarten, die Huehner im Hof,
ein Feld Kartoffel muss helfen und..
Menschen, die in Westeuropa leben, arbeiten fuer Jahre,
oft in saison, fuer Monate, dazwischen die Heimfahrten zur familie.

letztes Bild
gehen in der Gemeinschaft
mein Sein erweitert sich, grenzen werden durchlaessig…
Thomas, Paulin, Magdalena und Michael und Susanne …
ich finde sie jetzt immer mehr in mir…
und mich in ihnen, in Dir…
da verstummen Einwaende.. werden leiser…unwichtig..
Freude ueber deine Freude macht mich reicher…

Jetzt soll die Glocke sprechen.
Ich lade ihre feine Stimme ein. drei mal.
und wir verneigen uns, die Haende gefaltet,
verbunden im Herzen.
Wie schoen, dass du mir zugehoert hast!
Ein Laecheln zu dir.
Bruno
Arad, Freitag 10.8.

Comments are closed.