Ybbs und Gottsdorf, Long Trail to Tibet
Von St. Martin komme ich in Ybbs wieder an die Donau. Ich brauche eine Wanderkarte. Nur ein Laden hat diese Karte zu bieten, bei dem ich um 12:02 auf der Matte stehe. Dieser hat aber eine Mittagspause von 12 uhr bis 14:30 Uhr. Entschleunigung. Ich habe also über 2 Stunden Zeit. Um 14:35 Kartenkauf. Danach die Entscheidung, wo langlaufen. Auf der Südseite. Die Donau macht hier eine Schleife, es ist eindeutig weiter aber schöner, oder Nordseite, die Abkürzung nehmen. Ich entscheide mich für die Nordseite, frage mich allerdings warum ich das mache. Auf der Brücke über der Schleuse beobachte ich zwei Donaukreuzfahrtschiffe beim einschleusen und ihren Manövern mit der Donauströmung. Letztendlich überkommt mich die Müdigkeit und ich beschliesse nach weiteren 2 km schon bald eine Bleibe für 2 Nächte zu finden. Ich bin erschöpft und habe keine richtige Lust was zu suchen, checke in einer kleinen Pension in Gottsdorf ein.
Später kläre ich Anna Köck, die erstaunte Inhaberin auf, dass ich als Friedenspilger unterwegs nach Indien, Tibet und Burma bin. Erstaunt ist sie aber nicht nur, weil ich so weit laufe, sondern weil bereits vor 6 Wochen ein anderer Wandersmann aus München hier halt gemacht hat, der ebenfalls auf dem Weg nach Tibet ist. Jetzt macht die Entschleunigung, die Trödelei durch den Tag Sinn. Es ist toll zu erfahren, wer er ist und sie sagt, er sei unterwegs für die Kinder in Tibet. Seine Seite ist www.lttt.lt (long trail to tibet) und heißt Stephan Mewisch. Anna Köck ist immer noch ganz fasziniert, das gerade in ihrem Haus zwei Leute mit dem gleichen Ziel nächtigen. Am nächsten Morgen, als ich frühstücke, sagt sie: „Genau da hat er gesessen und irgendwie sehen sie sich auch ein bisschen ähnlich, genauso hat er da gesessen, hat auch ein bisschen weniger Haare auf dem Kopf, naja und ein bisschen schmaler hat er auch gewirkt.“ Er ist auch wohl 15-18 Jahre jünger als ich. „Und was der alles dabei hat, 27 kg, incl. Zeltausrüstung, Kocher …..
Gerade heute hab ich nochmal auf seine Seite geschaut, er ist gerade in Rumänien angekommen, in Arad. Das ist die Stadt, wo auch ich/wir durchkommen werden, so ist der Plan. Dazwischen geht unsere Route nicht über Budapest, sondern über die Westspitze vom Balaton in Ungarn. Ich finde es klasse, dass da noch jemand unterwegs ist. In den nächsten Tagen, während des Aufenthaltes in Wien werde ich ihn kontaktieren. Er führt einen Blog im Netz und hat sozusagen eine Dauerortung dabei. Ich nehme an, dass wir uns nicht direkt treffen werden, da ich etwas langsamer unterwegs bin und noch ab Herbst den Abstecher nach Israel und Palestina plane. Aber wer weiss.
Der nächste Tag, mein Pausentag ist ein Regentag und die Eisheiligen lassen es bis hinab auf 600 Meter schneien.
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