Wüste

Von Krustetten geht heute die Reise über Traismauer bis nach Zwentendorf sozusagen in Luftlinie. Zuerst komme ich an der Wetterkreuzkirche vorbei. Diese wurde errichtet, damit sie die Blitze und das schlechte Wetter von den Menschen abhalten sollte. Tragischerweise wurde sie dann selbst 2 mal von Blitzen getroffen. Sozusagen hat sie zumindest in diesen 2 Fällen die Blitze ferngehalten. An dieser Kirche auf einer Anhöhe habe ich mein Müslifrühstück in meiner allseits genutzen Tupperschale. Vor Wagram komme ich durch eine 10 Meter hohe Schlucht, die teils eine Kellergasse ist mit Lagerstätten für Wein. Wunderschön.
In Traismauer sehe ich ein Schild, was sagt: 54 km nach Wien. Also rechne ich mir aus, dass, gehe ich noch 14 km ich es die beiden Tage danach recht bequem habe. Nach Traismauer gehe ich durch Feldergegend. Der Wind weht von Ost und er bringt etwas Schweres mit sich. Ich frage mich, ob das ein Gruß oder eine Erahnung dessen ist, was mich in Ungarn und Rumänien erwarten wird. Es ist drückend. Rechts und Links Felder. Daneben kein Platz für oder Ruh. Das einzige was ich finde ist ein kleiner 4-eckiger Teich, in dem wundervolle Seerosen blühen. Hier habe ich meine Mittagspause.
Nach Oberbierbaum drücken meine Sandalen mehr und mehr. (Siehe auch Artikel Sandalen und Sandalen II) Ich denke an den Schuster, meine neuen Innensohlen und die schmerzenden Stellen an meinen Füssen. Zudem muss ich bei heissen Füssen immer noch Socken tragen, damit sich Fußsohle nicht mit Innensohle des Schuhs verklebt und sich noch gefährliche Blasen am vorderen Ballen bilden. Auch die kleine Zehe rechts stößt auf Widerstand. Der Weg ist steinig und eintönig. Nirgends ist eine Bank oder eine Stelle für eine kleine Rast. Ich befinde mich angeblich in der Natur, rechts und links Felder und doch kann ich mich nicht recht über alles freuen. Ich weiss, hier ist alles gespritzt, eigentlich vergiftet. Die Erde ist hier belastet und ich kann es fühlen. Ich nehme eine Übung, die mir Bruno vor einigen Tagen gezeigt hat, atme alles Negative ein und versuche es in meinem Herzen zu verwandeln. An der rechten Seite meines Weges gibt es ein paar Baggerlöcher, an denen Häuser gebaut sind. Erholungs- bzw. Wohnhäuser. Am nächsten Baggerloch wird noch gearbeitet. Dies soll wohl so was wie nen Campingplatz werden. Ein Bagger schichtet riesige Steine zu haushohen Campingbuchten auf. Die Baggerlöcher scheinen eingezäunt, da entdecke ich einen Eingang und stürze zum Wasser. Ich komme mir vor wie „angekommen in einer Oase“ benetze mein Gesicht und meinen Kopf mit Wasser. Ich fühle mich wie ausgetrocknet, habe aber nicht Durst, sondern fühle mich energetisch so leer.
Die an der Wegstrecke liegenden Tier-KZ´s haben ihr weiteres dazu beigetragen. Von aussen wirken diese Gebäude immer so sauber und unschuldig – was drinnen passiert kann ich an den grossen runden Güllebehältern erahnen, die mit den Ausscheidungen der Tiere gefüllt sind. Es ist bedauerlich, was wir mit der Schöpfung, mit der Natur, mit den Lebewesen, mit Mutter Erde anstellen. Ich leide.
Abends komme ich erschöpft in Zwentendorf an und finde Unterschlupf bei dem ehemaligen Pastoralreferent Michael L., der letztes Jahr aus Dankbarkeit den Jakobsweg von hier gegangen ist (3.100 km). Die ganze Gemeinde kennt ihn und seinen Weg nach Compostella. Ich erfahre, dass es bis Wien noch 60 km sind?? Häh.
Ich beschliesse, nicht weiter an der Donau entlangzulaufen, sondern den direkten Weg nach Wien zu nehmen.

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