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Michael schreibt von den letzten 3 TagenFreitag Abend, 4. Mai Samstag, 5. Mai Gar nicht viel später entscheiden wir uns, für die große Mühl zu tönen. Wir sehen eine einladende Stelle, jeder sucht sich den für ihn passenden Platz im Fluß und dann verbinden wir uns mit uns selbst, mit einander und dem Fluß. Kraftvoll fand ich’s und einfach schön. Danach trotzen wir dem kalten Wasser und nehmen ein Bad. Ich sterbe fast, denk ich jedenfalls vorher, aber spätestens beim Trocknen in der Sonne am Strand ist es dann doch großartig. Wir haben einen urgemütlichen Stein zum anlehnen und so bleiben wir noch eine ganze Weile und genießen die Sonne und uns, einfach, weil es so schön ist! Und wir tönen auch noch für Aurelia’s Gesundheit. Wieder bin ich bewegt, wie so oft in diesen Tagen, durch die liebevolle Art, in der wir füreinander und alles, was uns umgibt, da sind. Eine weitere schöne Begegnung erwartet uns am Abend: eine uns eben noch fremde Frau gibt uns hungrigen Pilgern großzügig und wie selbstverständlich Essen, während sie ihre freundschaftlichen Kontakte im ganzen Dorf aktiviert, um ein Nachtquartier für uns zu organisieren. So sitzen wir sorglos, mampfen und staunen, wie sich wieder alles von selbst fügt. „Was hat Sie am meisten bewegt?“, fragt Thomas sie. Als Antwort bekommen wir eine bewegende Erzählung von ihrem tatkräftigen Einsatz für ein armes ostpolnisches Altenheim quasi zum Dessert serviert. Danke! Übernachten tun wir schließlich im Matratzenlager eines Wikingerhofes an der Donau. Sonntag, 6. Mai Nach der Meditation ziehen wir weiter und knabbern Kräuter und zarte Frühlingsblätter am Wegesrand zum Frühstück. Doch schon nach wenigen hundert Metern ruft uns jemand zu: „Seid ihr die Pilger?“ und flugs sitzen wir an einem paradiesischen Platz an der Donau am Frühstückstisch. Ein Wunder? Klar, sie war eine Eingeweihte der Quartiersuche vom vergangenen Abend. So viel Gutes und so viel Güte wird uns in diesen Tagen entgegengebracht! Und wieder gibt’s Geschichten. Diesmal von vergangenen Zeiten, wie es sich vor 60 Jahren dort lebte, als die Flußmühle nur durch einen Fußweg zu erreichen war und wie der Vater in der Nazizeit mehr als 100 gekenterte Donaufahrer davor rettete, in den Wasserwalzen der Mühle zermahlen zu werden. In mehrfacher Hinsicht gut gestärkt ziehen wir weiter. Es geht heute immer die Donau entlang. In besonders guter Erinnerung habe ich unser Mittagessen behalten: Wildkräuter und Blätter in Tehina und Olivenöl gebadet. Lauter Sachen, von denen ich noch vor wenigen Tagen nicht geahnt habe, daß man sie essen kann und die doch so lecker sind! Und dann noch der Abend, der sehr bewegend war. Wir hatten das kleine Städtchen Feldkirchen zu unserem Quartiersort erkoren. Nach mehreren vergeblichen Anfragen, u.a. beim Pfarrer, klingeln wir bei einem schönen, großen Haus. Die Besitzer, ein Ehepaar Ende 60, können uns zwar kein Quartier anbieten, aber es entspinnt sich bei Tee und Kuchen ein tiefpersönliches Gespräch. Wir merken alle, wie wichtig es ist, daß wir genau hier geklingelt haben. Natürlich wissen wir nicht, was genau wir bewirken können, aber es tut ihnen so sichtlich gut, daß da mal jemand ist, mit dem sie sich über den spirituellen Lebensweg austauschen können. Wir bleiben wohl länger als eine Stunde. Und es bleibt intensiv. Eine Frau, die uns erst telefonisch eingeladen hat, bei ihr zu übernachten, ruft völlig unvermittelt ganz aufgewühlt und empört an, um uns wieder auszuladen und uns zu beschuldigen. Wir sind etwas ratlos, fragen noch an vielen weiteren Türen, um schließlich einzusehen, daß wir heute Abend doch genau zu ihr müssen, um zu versuchen, ihre Empörung verstehen und hoffentlich auflösen zu können. So klingeln wir schließlich – es ist mittlerweile 21 Uhr – und bitten darum, die Nacht als zahlende Gäste in ihrer Pension verbringen zu dürfen. Sie ist entrüstet: „Nein!“ Es bedarf einiger ganz ruhig-sachlich-liebevoller Erklärungen von Thomas, bevor sie uns schließlich doch einläßt, obwohl sie immer noch mißtrauisch ist und sichtlich große Angst hat. Eigentlich tun wir gar nicht viel. Wir sind einfach nur freundlich und etwas zurückhaltend. Thomas gibt ihr einen Infozettel über das Pilgerprojekt. Im Zimmer finden wir einen Zettel, der uns baff macht: dort hat sie Zitate zu einer idealen Lebensweise, wie sie sie sich vorstellt, zusammengestellt, die genauso klingen, als hätten wir über unsere Ideale geschrieben. Und tatsächlich dürfen wir dann am nächsten Morgen in einem Gespräch nach dem Frühstück noch erleben, wie sie wieder mit uns und sich ins Reine kommt. Als wir schließlich bezahlen wollen, lehnt sie ab und lädt uns ein. Ich bin wirklich froh und auch ein wenig stolz, bei einem solch tollen Projekt mit dabei zu sein! Montag, 7. Mai Nachmittags rasten wir einmal an der Donau und werden im Spiel zu weisen, koandichtenden Zenmeistern! In unserem Nächtigungsort Ottensheim erleben wir wieder einmal die Kraft der Achtsamkeit. Gerade als wir den Marktplatz betreten, beginnen die Kirchenglocken zu läuten und in bewährter Plum Village Manier bleiben wir alle drei stehen und zentrieren uns in unserem Atem. Wir müssen eine ganze Weile so stehenbleiben, denn die Glocken läuten ziemlich lange. Währenddessen ist auf uns gegenüber ein älterer Mann aus dem Hof seines Hauses getreten. Eine Jakobsmuschel prangt über dem Eingang. Und während wir weiter stehen und zu ihm hinblicken, kommt er langsam aber zielstrebig auf uns zu. Obwohl er den Brauch der Achtsamkeitsglocke nicht kennt, hat er uns „erkannt“. Ich bin wieder mal von den Socken! Ein freundschaftliches Gespräch entspinnt sich. Er ist sichtlich enttäuscht, daß er uns leider an diesem Tag kein Quartier anbieten kann, aber wir sind dennoch von dieser Begegnung sehr bereichert. Auf seine Empfehlung hin gehen wir nun schnurstracks zum Pfarrer, der uns zwar auch nicht bei sich unterbringen kann, der aber doch ein großes Herz für Pilger hat und uns eine schöne Privatpension bucht und bezahlt. Danke, Herr Pfarrer! Wir haben schließlich noch superleckere Eierpfannkuchen zum Abendessen. Dienstag, 8. Mai Wir gehen glücklich wieder die Donau entlang, von der Sonne beschienen und vom Leben geliebt, achtsam und in Stille. Und wir naschen wieder von der reichhaltigen Frühlingstafel rund um uns herum. Bevor ich um die Mittagszeit zum Zug muß, um für 2 Tage nach Hause zu fahren, nehmen wir uns noch die Zeit für ein Bad in der Donau. Ist das Leben schön! Danke ihr zwei, für Eure Wärme, Euer Lächeln, Eure Umarmungen! Bis ganz bald, Comments are closed. |
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