Aus Friedrichshafen am Bodensee
Es ist 20:20 Uhr. Ich habe Zeit, den ganzen Abend den Blog zu ergänzen. Und doch….. sitze in einem Spielcasino mit Internetanschluss. Die Musik ballert in mein Hirn. Der Rauch….. ob ich mich wohl konzentrieren kann?
In Konstanz hab ich auch schon einen Versuch unternommen, fehlgeschlagen. Vielleicht kusiert da die Internet-Mafia (falls es sowas gibt-zu teurer) und da, wo es nicht unbedingt zu teuer war, war es schlecht zu bedienen – und ohne Sitzplatz. Falsche Taste gedrückt und all mein bereits geschriebener Text war weg. Nun denn, ich versuchts:
Es ist superviel geschehen, seit ich das letzte Mal geblogt habe. Ich werde mal nicht in der Reihenfolge der Ereignisse berichten, gibt mir ein bisschen mehr Freiheit, zu sehen, wann ich nicht mehr kann.
Schweiz verlassen
Es war schön in der Schweiz. Hat mir gefallen.
Nach Zürich war ich erst mal in Dübendorf, bei Deutschen „Gastarbeitern“. Die hatten Einiges zu berichten, von Ihren Schwierigkeiten, in einem fremden Land. Von Vorbehalten der Schweizern gegenüber Deutschen, von Problemen bei der Arbeitssuche, und auch von ihren Schwierigkeiten, Schweizer Freunde zu finden. Irgendwie waren die beiden, wie sie sagten, quasi alleine, sie hatten sich selbst und ihren Hund. Bei der Arbeitssuche hatte sich Sabine bald angewöhnt, vor der Bewerbung vorher mal anzurufen und zu fragen, ob sie überhaupt Deutsche nehmen. Manchmal sagten die Arbeitgeber ganz offen am Telefon: Falls sich niemand anderes bewirbt. Wenn sie mal Schweizer auf einen Kaffee eingeladen hatten, haben die ein, zwei mal abgelehnt. Später haben diese einfach die Straßenseite gewechselt, um Sabine und Gerd aus dem Weg zu gehen.
Als ich in Dübendorf ankam, kam ich mit zwei Ausländern ins Gespräch, einer Latino, der andere Afrikaner. Der Latino hatte offensichtlich Schwierigkeiten, das Schweizer „ch“ auszusprechen, er bemühte sich so sehr, dass ich mir dabei schon fast Sorgen um seine Gesundheit machen musste, hörte sich so an, als ob er gleich in einen Würgeprozess käme oder quasi schon drin ist. Auf jeden Fall ging es um meine Hose, die nur so von bunten Flicken übersät ist. Die ist schön bunt, meinten beide zu mir. Der Latino fügte traurig noch an: In Südamerika habe ich auch immer bunte Sachen getragen.
Auf dem Weg nach Winterthur ging ich teils an der Bahntrasse entlang und wunderte mich über die Enge Zugfolge. Markus erklärte mir später, dass die Schweiz ein Blocksystem eingeführt hat, und dies nach und nach in ganz Europa umgesetzt werden soll. Zwei Züge können niemals im gleichen Block fahren, eine höhere Zugfolge und damit bessere Auslastung ist dadurch möglich. Insgesamt hat die Schweiz ein absolut toptolles öffentliches Verkehrssystem. Man gelangt so gut wie überall hin mit Bus und Bahn, und das mit angenehmen Fahrzeiten und Top-Verkehrsmitteln. Da gibt es nichts zu deuteln – da ist die Schweiz ein absolutes Vorbild. Und die Züge sind auch leiser, wenn sie bremsen.
Die Stadt Winterthur hat schon mehrfach Preise für ihre Fahrradfreundlichkeit bekommen. Das konnte ich mir zusammen mit Carla und Markus im Selbsttest erfahren. Ist gibt auch alle möglichen Fahrradstrassen und tolle Fahrradwege abseits. Auf den Hauptrouten teilen sich die Fahrräder allerdings meist die Strasse mit den Autos – es ist einfach nur eine Spur für Fahrräder markiert.
In der Schweiz hatte ich auch ein paar Mitpilger. 2 für einen halben Tag, 2 für einen ganzen Tag. Hat mich sehr gefreut. Dank an Andrew, Gerd und Elisabeth.
Baum
Am vorletzten Tag in der Schweiz war es mal wieder richtig warm. Die Sonne stach und ich hatte mir vorgenommen, an diesem Tag noch bis zu einem bestimmten Ort zu kommen, damit ich am Folgetag morgens bereits nach Kreuzlingen (CH) und Konstanz (D) einlaufen konnte.
2 Pausen hatte ich bereits gemacht. Bei einer dieser Pausen hatte mich auch schon ein Baum eingeladen, in seinem Schatten zu rasten.
Also, es war so etwa gegen 15:30 Uhr als ich einen wunderschönen, blühenden grossen (vermutlich) Birnenbaum sah. Er stand etwas ab von der Strasse und ich bewunderte seine wunderbare Schönheit und Pracht der Blüten. Schliesslich hörte ich: Komm zu mir in meinen Schatten und ruhe Dich ein wenig aus. Es war deutlich eine Einladung von diesem Baum. Aber ich wollte doch weitergehen, dachte ich so bei mir. Nein, das kann ich jetzt nicht machen, wenn ich mich jetzt zu diesem Baum begebe, komme ich aus meinem Zeitplan. Die Einladung stand weiter von diesem Baum und er wiederholte sie. Ich entschied mich dagegen und ging weiter. Immer wieder schaute ich mich zu dem Baum um – so eine eindringliche Einladung. Aber ich ging weiter. Nur ein paar hundert Meter weiter bemerkte ich, dass ich wirklich eine Pause brauchte, die Sonne so auf meine Birne stach, trotz Schirmmütze. Aber ich ging nicht zurück – wegen der Zeit?!?!? Aber ich schaute immer wieder zu dem wunderbaren Baum, während ich an einer anderen unbequemeren Stelle an einem Betonpfahl lehnte und mir für meinen Kopf einen Sonnenschutz aus meinem Pullover gebastelt hatte. Das passiert mir hoffentlich nicht noch mal, dass ich eine so tolle Einladung ausschlage.
Nachdem ich die Pause etwa 300 Meter von dem blühenden Baum entfernt beendet hatte, verbeugte ich mich in seine Richtung und ging weiter. Aber was hatte ich verpasst: Die Begegnung mit diesem Baum, ihn zu spüren und seinen Schatten zu geniessen – und das bei bestem Alpenausblick. Und ich hatte verpasst diese wunderbare Einladung gepaart mit der Weisheit dieses Baumes anzunehmen. Abends und am nächsten Tag dachte ich noch ganz oft an diesen Baum, jetzt auch noch manchmal. Ich weiss auch genau wo er steht. 🙂
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