Karlsruhe und ohne Geld?
Heute in Karlsruhe angekommen.
Die letzten Tage waren eine Herausforderung bei der Quartiersuche. Heißt, es hat teils sehr lange gedauert, bis ich was gefunden habe, einmal sogar 2 1/2 Stunden. Dann hatte ich eine Nacht in einer kleinen Pension einer lieben Frau, die mir noch ein Notbett in ihrem Nähzimmer aufgebaut hat. Federkerne ware gut zu fühlen 🙂 Am nächsten Morgen erzählt sie mir von ihren Pensionsgästen, viele Arbeiter aus Polen, Ungarn etc dabei, die teils für unglaubliche Löhne arbeiten/arbeiten müssen. So erzählt sie von einer Frau aus Ungarn, die für sage und schreibe 300 Euro Monatslohn einen Pflegejob privat als Vollzeitstelle ausübt. Zusätzlich macht der Mann noch den Garten und kriegt nix dafür.
Die Ellen von der Pension überlegt, ob sie ihre Pension in ein kleines Pflegehaus für Alte Leute umwandelt, will sich mit 64 noch selbstständig machen („Ich werde 100!“). Dann will sie die Ungarin bei sich anstellen, natürlich für mehr Geld. Das Gesetz, daß solche private Pflegehäuser möglich macht, scheint auf dem Weg zu sein.
Der gestrige Tag war dann der vielleicht letzte Sommertag dieses Jahres. Es waren glatte 25 Grad, und ich hab es genossen…..
Gestern abend, nach einem Gespräch mit meinen Gastgebern in Weingarten – und einigen merkwürdigen Erlebnissen vorher unterwegs, war ich plötzlich, wie aus dem Nichts, ganz traurig. Was es wirklich war, weiß ich nicht, vielleicht eine Kombination aus mehreren Sachen. Vielleicht die Bemerkung meiner Gastgeberin sinngemäß, „Jesus ist der einzige Weg, er ist Gottes Sohn – daneben gibt es gar nichts“. Ich kann es verstehen, wenn Menschen Jesus als ihre einzige Begegnung mit „Gott“ erleben und deshalb auch dafür eintreten, das es nur diesen Weg gibt. Und doch macht es mich tief traurig, anderen Menschen, die auf der Welt leben, abzusprechen, ebenfalls Gotteserfahrungen machen zu können, die halt nicht den Zugang über Jesus haben.
Bis heute Mittag hat sich dieser Prozess hingezogen. Mir ging es richtig schwer und schlecht. Und glücklicherweise hat es sich dann gelöst, so daß ich mich ankommend in Karlsruhe wieder fit fühlte.
Für die Rückreise habe ich mir heute schon eine Reservierung für einen Nachtzug besorgt. Der Liegewagenplatz kostet 20 €. Nun habe ich noch 5 €. 2-3 € wird das Internetcafe heute abend kosten.
Ohne Geld?
Mein Budget für diese Pilgeretappe ist weit überschritten. 120 € habe ich zusätzlich vor Heidelberg von meinem Konto geholt. Wie gesagt sind jetzt noch 5 € über. Seit heute Nachmittag überlege ich, ob ich ab Morgen ohne Geld laufe, die letzten 10 Tage der Etappe auf Geld verzichte. Dies ist ja schon länger Thema und ich habe immer mal gesagt: „Vielleicht muß ich ja noch lernen ohne Geld zu gehen“. Heute Nachmittag fühlte es sich das erste mal richtig stimmig an. Diese Nacht werde ich noch darüber schlafen und morgen früh entscheiden. Leute von der Kirche haben mir heute schon mal gesagt, wo ich morgen Mittag ein Essen kriegen könnte. Zumindest würden noch viel mehr Leute von diesem Projekt erfahren, wenn ich um jede Mahlzeit und um sonstige Kleinigkeiten bitten müsste. Und vielleicht würde die Ernsthaftigkeit meines Anliegens weiter unterstrichen!! Wenn die 10 Tage klappen, kann ich ab März bei der letzten Etappe weiterüben -experimentieren, Erfahrungen sammeln.
Pilgere für den Frieden und ein neues Bewußtsein auf diesem Planeten.
Als ich im Juni diesen Jahres bei Thich Nhat Hanh´s Besuch in Waldbröl war, sagte der Leiter des Europäischen Instituts für angewandten Buddhismus bezüglich der Probleme mit den Behörden zu all den Baugenehmigungen und den damit verbundenen Schwierigkeiten bezüglich des Besuches: „Wir sind ja für mehrere Jahrhunderte hier und wenn es jetzt noch nicht alles so perfekt ist, ist das kein Problem“.
Das Friedenspilgerprojekt und auch die Arbeit für den Frieden in der Welt und in uns Menschen ist ebenfalls ein Projekt, daß vielleicht noch lange Zeit brauchen wird, um gänzlich integriert werden zu können, um gänzlich auf dem Planeten landen zu können. Ich gehe auch für ein dementsprechendes Neues Bewußtsein, was viele Menschen schon bereits versuchen, auf diesem Planeten zu etablieren. Vielleicht werde auch ich nicht die Gänze dieser Samen und der entstehenden Früchte erleben können – es lohnt sich trotzdem.
Ich halte es für möglich, so wie wir den Fall der Berliner Mauer auch so plötzlich erleben durften, daß Frieden und gemeinsame glückliche Zeit auf dem Planeten eher eintreten kann, als es unsere Vorstellung erlaubt. Für jeden Menschen, für alle auf diesem Planeten, für jedes Land …….
Thomas
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