Abschluß

11.11.
Göttingen – Seeburg – Bernshausen
12.11.
Bernshausen – Obernfeld – Hilkerode – Kolonnenweg – Silkerode
13.11.
Silkerode – Kolonnenweg – Bartolfelde – Steina – Bad Sachsa – Wieda
14.11.
Wieda – Braunlage – kurzes Stück Kolonnenweg – Schierke
15.11.
Schierke – Brocken 1142m – Kolonnenweg – Bad Harzburg
16.11.
Rückreise mit der Bahn nach Flensburg

Bis Silkerode
hielt noch meine Glücksträhne mit Einladungen, kostenlosen Unterkünften, bei lieben Menschen an. Dann wieder preiswerte Pensionen, Jugendherberge, etc.
Der letzte Tag führte mich im Harz über den Brocken (1142m) und hinab nach Bad Harzburg. Im Naturpark Oberharz gab es viele Schilder, die die Besucher darauf hinwiesen, auf den Wegen zu bleiben und die soooooo wichtige Natur zu schützen, die aus Gras, Tannen und Steinen bestand. Ich empfand das wie ein Hohn, angesichts der Tatsache, wie wir ansonsten mir der Natur umgehen. Viele meiner Wege – ausgesprochene Wanderwege – verliefen zum großen Teil durch Wald und Flur, aber allerseltenst waren es wirklich reine Wanderwege, sondern Wirtschaftswege für Forstwirtschaft oder Landwirtschaft. Der Wald so gut wie immer ein Nutzwald. Das Land so gut wie immer bewirtschaftet und bepflügt. Wo gibt es schon wirkliche Nur-Natur? Selbst die Tiere, die noch in unserer Natur leben, werden systematisch reduziert oder abgeballert. So viele Hochsitze von Förstern habe ich gesehen, und viel, viel, viel weniger Tiere als zum Beispiel in Polen. Die paar Rehe, die noch übrig sind, die paar Wildscheine die noch übrig sind, die paar Hasen, die noch übrig sind…… An der bayrisch-thüringischen Grenze sind auf dem alten Todesstreifen so viele Hochsitze aufgebaut, daß es ein Leichtes wäre, die deutsch-deutsche Grenze wieder zu bewachen, da fast lückenlos. Das passiert ja auch an manchen Tagen für die Tiere……
Es war ein Nebeltag, mit manchmal ein bischen Sonnenscheinversuchen. Kurz vor dem Gipfel wunderte ich mich über keinen Regenbogen, obwohl die Sonne volle Kanne in die sich öffnenden Nebel/Wolkenschwaden hineinschien.
Oben auf dem Gipfel alles total vernebelt. So bin ich erst mal in eine Imbissstube hinein. Am Eingang begrüßte mich ein Schild „Der Verzehr von Speisen und Getränken ist in unserem Restaurant nicht gestattet.“ Es gab Pommes Majo, die lecker aussah, lecker schmeckte, aber trotzdem irgendwie etwas merkwürdig roch. Auch der ewig wieder aufsteigende Brockenbesteiger aus der Gegend, der schon über 5500x diese Tour gemacht hatte (stand vor 2 Tagen in der Zeitung) war anwesend und kannte wohl irgendwie fast alle.
Der Brocken ist übrigens der einzige Berg weltweit, dessen Gipfel man aus politischen Gründen nicht besteigen durfte – 28 Jahre lang.
Ich wechselte das Lokal. Neben dem Hoteleingang befand sich ein „Touristensaal“. Mir schwante nichts Gutes, aber ich ging trotzdem hinein, wollte noch einen Tee. Ein Schild begrüßte mich „Der Verzehr von Speisen und Getränken ist in unserem Restaurant verboten“. Selbstbedienungslokal. Die gläsernen Theken waren so hoch gebaut, daß ich den Eindruck hatte, das Personal wolle sich hinter ihnen verstecken, oder gar einen Schutzwall aufbauen. Die Kassiererinnen machten für mich auch den Eindruck, daß es hier offensichtlich oft nur vor Besteigern des Brocken wimmelt. Eine gewisse Genervtheit konnte ich ihren Blicken und Verhalten entnehmen.
Ich setzte mich mit meinem Tee und schaute so in die Runde. An der ersten Wand entdeckte ich ein Schild „Der Verzehr von Speisen und Getränken ist in unserem Restaurant verboten“, ich schwenkte meinen Blick zu einen anderen Wand, die mit den ganzen Fenstern. Zwischen den Fenstern auf jedem Zwischenraum Schilder „Der Verzehr ….. Jetzt packte mich die Wut. Nicht das ich sie ausagieren musste, ich konnte aber deutlich ihr Kraftpotential fühlen. Überall waren diese Schilder…… nirgends konnte ich meinen Blick ruhen lassen, auf etwas Schönem. Die Stühle fand ich noch ganz nett. Holzstühle mit schwarzer Lehne, die eine Aussparung hatte, die mit gutem Willen als Herzen interpretiert werden konnten oder die Form eines Würstchens.
Die Wut blieb.
Auch draußen, es war immer noch supersehr neblig, konnte ich mich kaum orientieren. Superkleine eingezäunte Naturstückchen wurden hier präsentiert, mit Gras und Steinen und mit dem nötigen Schild, doch bitte nicht die wertvolle Natur zu zerstören.
Auf einem Kolonnenweg ging ich den Berg schließlich hinunter.
Ausschließlich nette, freundlich lächelnde oder lachende Menschen grüßten mich.
Nach einer Weile begriff ich, dass diese Schilder zwar alle neu sind, aber letztendlich doch nur darauf hinweisen, was hier alles mal verboten war, selbst das auf den Berg gehen, und irgendwie diese Kraft der Verbote sich energetisch noch zeigt in den jetzt neuen Schildern. Meine steppps gingen mit der Wut.
Nach weiteren 10 km kam ich durch einen sehr schönen Wald mit Buchenbäume – es gab einen Hinweis – die sind schon bis zu 150 Jahren alt und alles ist völlig natürlich – unverändert – der Natur überlassen. Ich konnte es nicht so richtig glauben, aber es gab einige umgefallene Bäume, die vor sich hingammeln durften. Der Weg durch diesen Wald wurde auf jeden Fall 1907 angelegt. An einer Stelle, ein kleiner Wall, aus dem 2 Buchen, erst Richtung Weg herausgewachsen waren, dann steil nach oben, war ich so begeistert über die Schönheit dieser beiden Buchen, das ich vor Freude lachen und glucksen mußte. Auch hatten die eine so schöne Ausstrahlung. Ich setzte mich zwischen die Beiden und hatte ein kleines Picknick mit dem letzten Proviant, was ich noch bei mir hatte. Als ich wieder aufstand – die Buchen hatten mir den letzten Rest der Wut genommen. Ich dankte ihnen und ging.

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