Inzwischen auf dem Rennsteig

Liebe Leser,
ich grüße erst mal ganz herzlich. Hab ein paar wundervolle Tage hinter mir, einen – mal wieder – Pausentag, und heute einen Regentag.
Bin z.Zt. in Grumbach auf dem bayrisch-thüringischen Rennsteig.
Meine Route seit Hof am 12./13.10. über Joditz (kleines Örtchen Richtung Hirschberg) an der sächsischen Saale, dort der Pausentag am 14.10., dann weiter nach Blankenstein, Rennsteigbeginn bis Schlegel 15.10. und heute Ankunft in Grumbach 16.10.
Die Strecke von 26 km aus Tschechien nach Hof und der Morgen in Hof mit allerlei Besorgungen, Zeitungsinterview, Wandekarten kaufen, und die km nach Joditz hatten mich mehr geschlaucht, als ich vermutet hätte. Es folgte eine Nacht, in der ich nur geschwitzt habe, wenig schlief, mich vor umherschwirrenden Mücken versucht habe zu schützen und doch gestochen wurde, sogar in die Lippe. Die schwoll darauf immens an, so daß ich am nächsten Morgen richtiggehend entstellt aussah. Die nicht richtige Dosierung meiner Krafteinteilung machte den Pausentag dann nötig, zu meiner Überraschung. Komme mir schon fast so vor, als würde ich fast nur Pause machen, sagt zumindest mein Kopf. (Allerdings doch schon 112 km zurückgelegt)
Als ich dann heute morgen erst mal nicht weiter konnte, weil es so geregnet hat…… auf jeden Fall bin ich dann doch noch aufgebrochen und das Gehen durch den Regen war auch irgendwie schön. Die Blätter so schön glänzend goldgelb nass, das Moos so wunderschön grün.
Ich arbeite weiterhin daran, meinen inneren Frieden zu finden, diesen Wettstreit zwischen Kopf und Körper aufzugeben. Alles so anzunehmen, wie es kommt. Alles hat seinen Sinn und seine Berechtigung.
Übermorgen bin ich in Sonneberg eingeladen – so warten zwei recht lange Etappen auf mich. Den Besuch in Sonneberg habe ich schon einmal verschoben, kann dies nicht noch einmal tun, sagt mein Kopf. Mein Kopf stellt immer recht hohe Anforderungen an mich. Er ist machmal auch der Antreiber, auch im positiven Sinne. Doch das ist hier nicht mein Auftrag. Mein Auftrag ist es, für den Frieden zu pilgern. Also möglichst auch den Frieden in mir zu haben, wenn ich pilgere.
Mache mir trotzdem keine Sorgen, das ist einfach der Prozeß, in dem ich mich gerade befinde, und es ist schon gut so.
Gestern auf den Rennsteig, ein alter Botenweg für Reiter und Wanderer, einzubiegen war schon etwas wirklich Besonderes. Einmal weil historisch bedeutsam (von Blankenstein bis Hörschel 168 km lang) aber auch, weil von so vielen Leuten begangen, einst und heute und so fantastisch gut ausgeschildert, da brauche ich fast schon keine Karte mehr. Das ist einfach erholsam. Inzwischen sind es mir fast schon wieder zu viele Leute, schmunzel. Aber morgen muss ich ihn ja auch schon wieder verlasse, Richtung Sonneberg.
Die Ex-innerdeutsche Grenze fällt schon fast nicht mehr auf (ist aber etwas voreilig, da ich davon noch nich so viel gesehen habe). Manchmal treffe ich Menschen, die mir Geschichten aus „alten Zeiten“ erzählen und natürlich gleich up to date die passenden Geschichten aus dem Heute ergänzen.
Wahrscheinlich werde ich meine Pilgerreise verlängern, bis in den November hinein, aber dazu mehr in ein paar Tagen.
Ich grüße Euch alle
Thomas

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